Studie von Sharp: Karriere-Lockdown durch zuviel Home-Office?
- 16.02.2021
- Praxis
Demnach fürchten fast zwei Drittel aller Befragten in Deutschland um ihre berufliche Weiterentwicklung. Hinzu kommen Sorgen um wirtschaftliche Stabilität und Arbeitsplatzsicherheit, mangelnde Work-Life-Balance und fehlender Austausch mit Kolleg:innen. Die neue Studie, für die mehr als 1000 Büroangestellte in deutschen KMUs befragt wurden, beleuchtet die Auswirkungen von Covid-19 auf die Bedürfnisse der Arbeitnehmer:innen und ihre Erwartungen an die Arbeitswelt der Zukunft.
Auf die Frage nach den größten Befürchtungen in der gegenwärtigen Situation nannten die Studienteilnehmer:innen Sorgen um fehlende Möglichkeiten zur Weiterbildung sowie mangelnde Karrieremöglichkeiten (61 Prozent), den eigenen Arbeitsplatz (37 Prozent), die Stabilität der Weltwirtschaft (32 Prozent) sowie eine angemessene Work-Life-Balance (30 Prozent) und abnehmende Sozialkompetenz aufgrund der Isolation (31 Prozent).
Remote-Arbeit macht produktiver
Trotz der Bedenken findet jedoch mehr als die Hälfte der Angestellten (53 Prozent), dass Remote-Arbeit sie produktiver gemacht hat. 70 Prozent fühlen sich dabei von der zur Verfügung stehenden Technologie gut unterstützt und erledigen ihre Arbeit effektiver. Das Gefühl des Abgeschnittenseins vom Team macht jeder/jedem Zweiten jedoch zu schaffen. Das wiederum scheint mit ein Grund dafür zu sein, dass sich 46 Prozent der Befragten im Home-Office schlecht motivieren können. Fast zwei Drittel (61 Prozent) beklagen zudem, dass es im Home-Office schwieriger ist, über die Abläufe im Unternehmen informiert zu bleiben.
Offensichtlich auf der Strecke bleiben jedoch Möglichkeiten zur beruflichen Weiterentwicklung sowie zum Erwerb von Kompetenzen, die für einen Karriereaufstieg erforderlich sind. „Wir sehen den zunehmenden Trend, dass Arbeitnehmer in der gegenwärtigen Situation sich selbst überlassen werden. Besonders für jüngere Mitarbeiter stellt das ein Problem dar, da wichtige berufliche Fähigkeiten ohne die entsprechende Interaktion im Team nur unzureichend entwickelt werden können“, so Viola Kraus, Organisationspsychologin bei der Deutschen Gesellschaft für Karriereberatung (DGfK).
Möglichkeiten zur Weiterbildung und Schulung
Der Studie zufolge erwartet die Mehrheit der Büroangestellten von ihren Arbeitgebern, dass sie sie insbesondere während des Lockdowns mit Lern- und Weiterbildungsangeboten unterstützen: 58 Prozent der Befragten gaben an, dass Möglichkeiten zur Weiterbildung und Schulung während des Lockdowns für sie wichtiger geworden sind. 39 Prozent wünschen sich von ihrem Arbeitgeber explizit Online-Schulungen oder unternehmensübergreifende, virtuelle Workshops, um sich auch aus der Ferne neues Wissen und Fähigkeiten aneignen zu können. „Die auffallenden Ängste der Angestellten in Bezug auf ihre berufliche Entwicklung während der Pandemie sind mit großer Wahrscheinlichkeit auf die Distanz zu ihren Teams und die mangelnde Anleitung durch erfahrene Kollegen zurückzuführen“, so Viola Kraus weiter.
„Es ist daher besonders wichtig, dass Arbeitgeber die zur Verfügung stehenden Technologien nutzen und interaktive, virtuelle Weiterbildungsangebote und Plattformen bereitstellen, auf denen Peer-to-Peer-Lernen gefördert wird. In erfolgreichen Unternehmen kommt es auf jeden einzelnen Mitarbeiter an. Je stärker sich die Art und Weise verändert, wie Menschen zusammenarbeiten, desto grundlegender ist es, jeden aktiv einzubinden und eine kontinuierliche Kommunikation zu fördern.“