Schattenseiten: Fachkonferenz für sozial- verantwortliche IT-Beschaffung
- 15.11.2018
- Messen + Events
Dabei tauschten sie sich über die Möglichkeiten der öffentlichen Hand aus, durch nachhaltige Beschaffung zur Verbesserung der menschenrechtlichen Bedingungen entlang der Lieferkette von IT-Hardware beizutragen. Die jährlich stattfindende IT-Konferenz, die vom Verein Werkstatt Ökonomie mit zahlreichen Partnern ausgerichtet wird, hat sich seit 2013 als wichtige bundesweite Lern- und Austauschplattform für Beschaffer, Vergabejuristen, Unternehmen und Zivilgesellschaft etabliert. Ein Schwerpunkt lag in diesem Jahr auf der Rohstoffförderung und der Vermeidung von Konfliktrohstoffen. So berichteten der chinesische Arbeitsrechtsaktivist Len Abe und Dr. Claude Kabemba, Direktor von Southern Africa Resource Watch, über die Bedingungen in der IT-Fertigung in China bzw. bei der Rohstoffgewinnung in der Demokratischen Republik Kongo. Außerdem zeigten die beiden im Rahmen einer öffentlichen Abendveranstaltung zusammen mit der Menschenrechtsverteidigerin Reina Mateo, wie der Kampf für das Eintreten von Menschen- und Arbeitsrechten vor Ort aussieht und welchen Repressalien man dabei ausgesetzt sein kann.
Theorie ist nicht gleich Praxis
Wie auf der anderen Seite die sozial verantwortliche Beschaffung von IT-Hardware aussehen kann, erläuterten Manfred Abele von der Landeshauptstadt Stuttgart, Henning Elbe von Dataport, einem IT-Dienstleister für sechs Bundesländer, und Jens Lehner von IT. Niedersachsen, der durch die Beschaffung von "Nager IT-Mäusen" für die gesamte Polizei in Niedersachsen Schlagzeilen machte. Daneben warb Rechtsanwältin Katja Gnittke in ihrem Vortrag dafür, die neuen vergaberechtlichen Möglichkeiten zu nutzen, um Sozial- und Arbeitsstandards und menschenrechtliche Sorgfaltspflichten in Ausschreibungen einzubeziehen. Dass es jedoch trotz solcher Beispiele zwischen Theorie und Praxis noch große Unterschiede gibt, zeigt eine von der Werkstatt Ökonomie im Vorfeld der Fachkonferenz veröffentlichte Studie zur öffentlichen Beschaffung von IT-Hardware in Baden-Württemberg. So gebe es in Baden-Württemberg zwar eine Reihe von Grundsätzen und Leitlinien, die die Beachtung sozialer Standards in der Beschaffung des Landes nahelegen, diese fänden aber bei IT-Hardware bisher kaum ihren Weg in die Beschaffungspraxis. Nötig seien unter anderem eine stärkere Verzahnung der unterschiedlichen Strategien und Initiativen sowie eine verbindliche Vorgabe zur Beachtung sozialer Mindeststandards beim IT-Einkauf in der Verwaltungsvorschrift Beschaffung.
Auch von Herstellerseite werde immer mehr Veranwortung für das Thema Nachhaltigkeit übernommen, sagt Sören Enholm, Geschäftsführer von TCO Development, der darüber informierte, wie mit dem Label "TCO Certified" die Einhaltung menschenrechtlicher Standards in der Lieferkette unabhängig nachgewiesen werden kann. "TCO Certified" ist eine globale Nachhaltigkeitszertifizierung für IT-Produkte. Zertifizierte Produkte werden unabhängig verifiziert, sodass diese umfassende ökologische und soziale Kriterien über den gesamten Lebenszyklus hinweg erfüllen. Die Zertifizierung ist für acht Produktkategorien erhältlich: Displays, Notebooks, Tablets, Smartphones, Desktops, All-in-One-PCs, Projektoren und Headsets. Der Veranstalter zeigte sich sehr zufrieden mit der Resonanz und dem Verlauf der Fachkonferenz. Die Vorträge sowie die Workshops haben nicht nur in bewährter Form zur Vernetzung der Akteure aus unterschiedlichen Kontexten beigetragen, sondern auch das Wissen um sozial verantwortliche Beschaffung gestärkt, neue Ideen und Impulse vermittelt und Anstöße für konkrete sozial verantwortliche Beschaffungsprojekte gegeben. Der Dialog soll in Sachsen auf der nächsten Fachkonferenz am 9. und 10. Mai 2019 in Leipzig fortgeführt werden. Thematische Schwerpunkte sollen dort die Verlängerung der Nutzungsdauer und das Recycling von IT-Hardware sein.