Überblick: Biobasierte Produkte in der öffentlichen Beschaffung
- 14.02.2020
- Markt
Das vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft geförderte Projekt startete im Dezember 2016 und führte jährliche Befragungen bei öffentlichen Verwaltungen und Anbieterunternehmen biobasierter Produkte durch. Sämtliche Auswertungen zu den Studienergebnissen können unter www.vubn.de/studienergebnisse kostenfrei heruntergeladen werden. Insgesamt haben sich in den vergangenen drei Jahren 2627 öffentliche Auftraggeber und 547 Anbieterunternehmen beteiligt.
Bei der Bewertung der Bedeutung der Nachhaltigkeit in den letzten drei Jahren ist bei den öffentlichen Verwaltungen ein leichter Anstieg zu verzeichnen. 2019 gaben knapp 29 Prozent der Befragten diese als hoch oder sehr hoch an, was einer Steigerung von vier Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Allerdings werden Maßnahmen zur Verbesserung der Informationslage in Bezug auf nachhaltige Produkte nur von einer Minderheit der Befragten durchgeführt. Daneben geben lediglich acht Prozent an, gezielt biobasierte Produkte zu beschaffen.
Eine mögliche Erklärung dieser insgesamt recht gering ausgeprägten Aktivitäten hinsichtlich einer nachhaltigen Beschaffung könnte sein, dass mit knapp zehn Prozent bzw. acht Prozent nur selten verbindliche Vorgaben zur ökologisch nachhaltigen bzw. biobasierten Beschaffung existieren. Betrachtet man die Entwicklung der Vorgaben in den letzten drei Jahren, lässt sich feststellen, dass knapp 50 Prozent der befragten öffentlichen Verwaltungen der Meinung sind, dass sich die Anzahl verbindlicher Vorgaben gar nicht oder bestenfalls gering erhöht hat. Trotz allem hat sich das Wissen um Alternativen für biobasierte Büroprodukte in den letzten drei Jahren etwas verbessert. Knapp 51 Prozent bzw. 60 Prozent sind biobasierte Alternativen für Büro-/Raumausstattung bzw. Büroartikel bekannt.
Positive Öffentlichkeitswirkung
Die Gründe für die Beschaffung biobasierter Büroprodukte sind vielfältig. Abbildung 1 zeigt, dass gerade das Bewusstsein für die Endlichkeit von nicht nachwachsenden Ressourcen sowie die positive Öffentlichkeitswirkung als Hauptargumente für die Beschaffung biobasierter Büroprodukte angesehen werden. Dahingegen werden aufgrund rechtlicher Vorgaben sowie dem Nichtvorhandensein von konventionellen Büroprodukten nur selten vermehrt biobasierte Alternativen beschafft.
Im Verwaltungsalltag werden nach wie vor deutlich seltener als prinzipiell möglich biobasierte Produkte beschafft. So machen diese bei der Büro- und Raumausstattung und den Büroartikeln nur in circa 11 Prozent beziehungsweise 19 Prozent der befragten öffentlichen Verwaltungen einen Anteil von mindestens 40 Prozent des insgesamt beschafften Volumens aus. Dahingegen wird von circa 42 Prozent beziehungsweise 48 Prozent der Verwaltungen davon ausgegangen, dass biobasierte Produkte einen Anteil von 40 Prozent erreichen könnten. Somit ist es auch nicht verwunderlich, dass die öffentlichen Verwaltungen nur selten das volle Potenzial einer nachhaltigen Beschaffung ausschöpfen.
Einer ausgedehnteren biobasierten öffentlichen Beschaffung von Büroprodukten müssen demnach erhebliche Hürden entgegenstehen. Als relevanteste Hinderungsgründe werden zu hohe Einstandspreise biobasierter Produkte sowie die reine Fokussierung öffentlicher Auftraggeber auf diese, Probleme bei der Bedarfsspezifikation und der zu hohe Aufwand für die Formulierung neuer Leistungsbeschreibungen genannt. Ebenfalls verhindern Zweifel an der Qualität, Leistung und Technik biobasierter Alternativprodukte und Unsicherheiten bei der Durchführung der Beschaffungsprozesse die Beschaffung von biobasierten Büroprodukten.
Das mangelnde Interesse von Anbieterunternehmen biobasierter Produkte, sich auf öffentliche Aufträge zu bewerben, der fehlende verwaltungsinterne Wille sowie die fehlende Zertifizierung biobasierter Büroprodukte werden hingegen als weniger problematisch eingeschätzt. Insgesamt führt jedoch nicht nur eine einzelne Hürde, sondern vielmehr deren Zusammenspiel dazu, dass biobasierte Produkte nicht in größerem Maße von den öffentlichen Verwaltungen beschafft werden.
Für biobasierte Büroartikel sowie Büro- und Raumausstattung bestehen nach wie vor große Wachstumspotenziale im öffentlichen Einkauf. Um die Beschaffung biobasierter Produkte weiter auszubauen, müssen vor allem vom Gesetzgeber sowie von den jeweiligen Verwaltungen konkrete Zielsetzungen entwickelt sowie adäquate Maßnahmen umgesetzt werden. Daneben ist zur Verbesserung der Beschaffung und dem Abbau von Unsicherheiten ein intensivierter Kontakt zwischen der öffentlichen Verwaltung und Anbieterunternehmen biobasierter Produkte empfehlenswert. Hierzu wurde zwischenzeitlich im Rahmen des genannten Projekts mit der „Expertengruppe biobasierte Produkte“ im Verwaltungs- und Beschaffernetzwerk (www.VuBN.de) eine kostenfreie Plattform geschaffen.
Verwaltungsmitarbeiter mit Interesse am Themenkomplex ‚Nachhaltige/Biobasierte Produkte‘ können sich direkt unter www.vubn.de/anmeldung/experten-bio-produkte für die kostenfreie Teilnahme an der „Expertengruppe Biobasierte Produkte“ registrieren. Autoren dieses Artikels sind: Jennifer Fischer, Felix Blank und Prof. Dr. Ronald Bogaschewsky, Universität Würzburg