C.ebra
Zentraler Ort der neuen CeBIT: Freigelände am Expo-Holzdach auf dem Messegelände – Bild:  Deutsche Messe
Zentraler Ort der neuen CeBIT: Freigelände am Expo-Holzdach auf dem Messegelände – Bild: Deutsche Messe

Interview: Die CeBIT ist tot, lang lebe die CeBIT

Die Deutsche Messe AG will sich im nächsten Jahr zur zentralen Eventplattform der Branche entwickeln. C.ebra sprach mit einigen Ausstellern über die Neupositionierung der CeBIT sowie die aktuellen Trends im Dokumenten-Management.

1. Welche Dokumenten-Management-Themen rücken zukünftig in den Vordergrund?

2. Was halten Sie vom neuen Konzept, die CeBIT 2018 in den Juni zu verlegen und einen Publikumstag zu veranstalten?

Thomas Kuckelkorn, BCT, Manager PR & Kommunikation
Thomas Kuckelkorn, BCT, Manager PR & Kommunikation
Thomas Kuckelkorn, BCT, Manager PR & Kommunikation

1. Meiner Meinung nach werden in dem Zusammenhang drei miteinander verbundene Themen besonders an Bedeutung gewinnen: Security, Standardisierung und Plattformisierung. Das Dokumenten-Management der Zukunft wird in den Unternehmen nicht mehr Teil einer Kette von "Insellösungen" sein, sondern elementarer Kernbestandteil einer übergreifenden Plattformstrategie. Statt einzelner, statischer Systeme in verschiedenen Abteilungen gibt es eine zentrale Instanz. Sie erkennt den Prozess, in dem sich der Sachbearbeiter befindet, und weiß, welche weiteren Arbeitsschritte folgen bzw. erledigt werden müssen. Für die Verkettung von Prozess-Sachbe­arbeiter-Content sucht sie die benötigten Informationen hinsichtlich Aktualität und Vollständigkeit aus allen genutzten Systemen und Wissensquellen zusammen. Das geht natürlich nur mit internationalen Standards und unter besonderer Berücksichtigung von Datenschutz und Informationssicherheit.

2. Zunächst einmal halte ich das für eine ausgesprochen mutige Entscheidung! Das "Schicksal" der IT & Business hat beispielsweise gezeigt, was passiert, wenn man zu lange an einem starren Konzept mit anhaltendem Negativtrend festhält. Bereits vor zwei Jahren habe ich betont, dass das damals schon modifizierte CeBIT-Konzept nur ein erster Schritt einer bereits länger fälligen Neuausrichtung sein kann. Ob der nun auf ein breiteres Publikum fokussierte Ansatz mehr Schwung bringt, wird sich zeigen. Masse muss hier – wenn man an den Nutzen für Austeller, Verbände etc. denkt – nicht unbedingt Klasse sein. Insofern begrüße ich den Mut zur konsequenten Neuausrichtung zwar, bin aber auch ein wenig skeptisch.

Stefan Olschewski, d.velop, Head of Corporate Communications
Stefan Olschewski, d.velop, Head of Corporate Communications
Stefan Olschewski, d.velop, Head of Corporate Communications

1. Insgesamt ist ein deutlicher Trend hin zu einfach zu buchenden und zu konfigurierenden Diensten zu erkennen, die durchaus cloudbasiert sein dürfen. Gerade größere Unternehmen setzen gerne auf sogenannte hybride Modelle, haben also einen Teil der technischen Infrastruktur noch im Haus, während spezifische Prozesse über die Cloud abgewickelt werden – sodass Anwender auch unterwegs an den Abläufen des Unternehmens teilnehmen können.

2. Bezüglich des neuen Termins der CeBIT 2018 wird nun wichtig sein, dass die Deutsche Messe AG das angekündigte neue Konzept mit dem selbst auferlegten Anspruch, die "Entscheider von morgen" nach Hannover zu holen, konkretisiert und mit Leben füllt. Ob der "Besuchertag" uns als ECM-Hersteller Potenzial bieten wird, muss sich erst einmal zeigen. Auch hier muss eine Konkretisierung der Idee stattfinden. Wir als d.velop arbeiten gerne konstruktiv mit. Ob das bedeutet, dass d.velop auch 2018 als Aussteller vertreten sein wird, lässt sich zu diesem Zeitpunkt noch in keine Richtung beantworten. Grundsätzlich zollen wir der Messe Respekt für diesen mutigen Schritt, wirklich etwas ändern zu wollen, statt lediglich an Nuancen zu feilen.

Fritz-Jochen Weber, Vorstandsvorsitzender JobRouter
Fritz-Jochen Weber, Vorstandsvorsitzender JobRouter
Fritz-Jochen Weber, Vorstandsvorsitzender JobRouter

1. Wir sehen bei der Digitalisierung von Geschäftsprozessen ganz stark eine Orientierung hin zu einem datenorientierten Ansatz und weg von Dokumenten als Basis der Digitalstrategie. Das ist auf immer komplexer werdende Geschäftsprozesse zurückzuführen, die digital bearbeitet, verwaltet und überwacht werden müssen. Mit Dokumenten allein kann das nicht abgebildet werden. Konzentriert man sich hingegen auf die Daten, werden Prozesse schlanker, die Effizienz steigt.

2. Die Verlegung zur Jahresmitte ist deshalb schwierig, da sich viele Entscheider dann bereits mit der Planung fürs kommende Jahr befassen. Der März hingegen liegt noch relativ günstig, um auch Impulse für das laufende Jahr zu geben. Ob das Konzept so aufgeht, weiß ich nicht. Ich denke eher, dass es an der Zeit wäre, IT und Industrie wieder zusammenzubringen – Stichpunkt Hannover Messe.

Karl Heinz Mosbach, Geschäftsführer ELO Digital Office
Karl Heinz Mosbach, Geschäftsführer ELO Digital Office
Karl Heinz Mosbach, Geschäftsführer ELO Digital Office

1. Zum einen rückt das mobile Arbeiten mit unterschiedlichen Endgeräten auch in der Geschäftswelt immer stärker in den Fokus. Heute sind Tablets und Smartphone fester Bestandteil in Geschäftsprozessen. So erhält beispielsweise ein Dachdecker seine Aufträge auf der Baustelle digital auf dem Smartphone und stößt Urlaubsanträge direkt über sein mobiles Endgerät an. Dokumenten-Management-Systeme müssen hierzu in Bezug auf Layout und Usability die notwendige Anpassbarkeit ­mitbringen. Zum anderen verfügen DMS-­Systeme am Standort heutzutage schon über eine Vielzahl an Collaboration-­Funktionalitäten für die Teamarbeit. Sei es die Chat-Funktion im Dokumenten-Feed, Team-Räume oder My-Site-Bereiche. Hierdurch kann sich die zusätzliche Anschaffung eines Collaboration-Systems wie SharePoint in vielen Fällen erübrigen.

2. Ich halte das neue Konzept für eine krasse Fehlentscheidung. Zerstört sie doch die erfolgreichen Bemühungen, die CeBIT als professionelle IT-Messeplattform und B2B-Messe zu etablieren. Die Neuausrichtung auf eine Event- und Festivalveranstaltung und die Verlegung vor die Sommerpause macht die CeBIT für die meisten Bereiche der IT-Branche unbrauchbar. Budgetplanungen werden in den Unternehmen in der Regel schon im September oder früher abgeschlossen. Durch die dicht anschließende Urlaubszeit ist überhaupt keine Zeit mehr für eine ordentliche Vorbereitung und Planung gegeben. Mit der Werbebotschaft, die bisherige CeBIT sei tot und es lebe die neue Festival- und Party-CeBIT, zielt die Messe wohl stark auf das junge Publikum ab. Damit verliert die Messe in hohem Maße das Image als IT-Fachmesse, was letztendlich dazu führen wird, dass Fach- und Führungskräfte ausbleiben werden. Ein Sterben der Aussteller ist unabwendbar. Letztlich bezweifle ich auch, dass selbst die Jugend nach Hannover pilgern wird, um dort Festival und Party zu feiern, denn es gibt mit Berlin und Barcelona doch wesentlich angesagtere Locations.

www.jobrouter-workflow.com 
www.elo.com 
www.bctsoftware.com 
www.d-velop.de 

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