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Uwe Blaumann wird nach 39 Jahren Palmberg verlassen und in seinen wohlverdienten Ruhestand gehen. (Bild: Palmberg)
Uwe Blaumann wird nach 39 Jahren Palmberg verlassen und in seinen wohlverdienten Ruhestand gehen. (Bild: Palmberg)

Ruhestand: Uwe Blaumann verlässt Palmberg nach 39 Jahren

In den 1980er-Jahren prägten Schlafraummöbel das Produktportfolio des heutigen Büromöbelherstellers Palmberg. Seither wurde das Unternehmen erfolgreich über viele Hürden geführt, um sich nun einen europaweit erfolgreichen Büromöbelhersteller mit Rundumservice nennen zu können. Der Name hinter der Palmberg-Erfolgsstory: Uwe Blaumann, der nun nach 39 Jahren in den Ruhestand geht.

Uwe Blaumann ist ein Macher, jemand, der anpackt und im Grunde „nie zufrieden“ ist, wie er einmal selbst zugab. Mit dieser Einstellung formte der im Jahr 2020 mit dem Preis „Macher 30 – der Ehrenpreis des Ostens“ ausgezeichnete Unternehmer aus dem ehemaligen „VEB Möbelwerken Schwerin, Betriebsteil Schönberg“ einen Hidden Champion in der Büromöbelbranche.

Während etliche volkseigene Betriebe der ehemaligen DDR mit dem Fall der Mauer an Investoren aus dem Westen gingen, wurde beim „VEB Schweriner Möbelwerk, Betriebsteil Schönberg“ der damalige technische Leiter Uwe Blaumann vom Angestellten zum Unternehmer, als er die Fabrik per Management-Buyout zusammen mit Torsten Utz übernahm.

Nach langwierigen Verhandlungen kam im Jahr 1990 die Zusage, dass per 1. September die Palmberg-Möbel GmbH, die bis dato zu 100 Prozent in den Händen der Treuhand war, aus dem „VEB Schweriner Möbelwerk“ herausgelöst wird. Als die DDR zusammengebrochen war, gab es plötzlich keine Nachfrage mehr für das Sowjetschlafzimmer. Uwe Blaumann allerdings kannte den damaligen Maschinenpark genau, einige der Gerätschaften hat er selbst konstruiert und glaubt deshalb an die Wende nach der Wende. Und mit Beginn des Jahres 1991 wurde die erfolgreiche betriebliche Zukunft mit der Produktion von Büromöbeln eingeleitet. Heute arbeiten unter der Marke Palmberg über 650 Mitarbeiter:innen an zwei Standorten (Schönberg und Rehna).

Anfang der Erfolgsgeschichte

Aber der Anfang dieser Erfolgsgeschichte war auch für Uwe Blaumann nicht einfach, zeitweise muss der Hoffnungsträger und Vertrauensmann die Belegschaft auf nur noch 62 Kolleg:innen (davon 25 in Vollzeit) reduzieren. „Das war wirklich hart“, erinnert sich Uwe Blaumann und setzte sich fortan das Ziel, irgendwann einmal wieder so viele Leute in dem Möbelwerk zu beschäftigen wie zu DDR-Zeiten.

Beim Palmberg Vorgängerbetrieb arbeiteten zu Spitzenzeiten 230 Menschen. Die Rettung brachte damals ein Großauftrag der Polizei des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Palmberg produzierte fortan Büromöbel für Deutschland statt Schlafzimmer für Russland. In den folgenden Jahren konnte Uwe Blaumann die meisten entlassenen Kolleg:innen wieder einstellen und tauchte fortan ein in die Welt der Büromöbel.

Informiert sich über Konkurrenten, kaufte Tische, Schränke und Regale verschiedenster Hersteller und schraubt sie auseinander. Er studiert ihren Aufbau und prüft die Einzelteile auf Schwachstellen. Auf dieser Basis baut Palmberg einen ersten Schrank in fünf verschiedenen Größen, dazu ein einfaches Tischmodell. Zu den Farben Esche hell und Esche dunkel kaufte Blaumann noch Oberflächen in Eiche dazu. Zusätzlich hängt er sich zusammen mit seinem Team ans Telefon, fährt zu Fachhändlern und anderen potenziellen Auftraggebern. Mit jedem Gespräch lernt er den Markt besser einzuschätzen. „Ohne Kunden sind wir nichts. Sie sind der einzige Chef, der zählt“, bleibt bis heute sein Motto und das des Unternehmens.

Mitte der 90er Jahre beginnt das Unternehmen dann auch das Ausland zu „erobern“. Kund:innen aus den Niederlanden machen den Anfang und mit der Zeit werden auch die Vertriebsgebiete Belgien, Österreich und die Schweiz beliefert. Der Export macht mittlerweile rund zehn Prozent des Unternehmensumsatzes aus. Palmberg Büromöbel finden sich heute beispielsweise auf der Zugspitze, in der Zentrale der Sächsischen Aufbaubank, im globalen Medizintechnikunternehmen Olympus oder dem Hafenhaus in Antwerpen.

Ebenfalls beschäftigt Uwe Blaumann ab dem Jahr 2000 wieder 298 Angestellte, mehr als jemals zu DDR-Zeiten im Möbelwerk gearbeitet haben. Zwei Trümpfe stehen hinter dieser Erfolgsgeschichte. Da ist zum einen die Person Uwe Blaumann selbst, der sich als Spezialist für Fertigungsprozessgestaltung, schnell in die neuen Materien Büromöbel und Vertrieb einarbeiten musste. Und zum anderen war und ist die Fähigkeit, flexibel und immer im Sinne des Kund:innen zu handeln, der zweite große Trumpf von Uwe Blaumann und dem Unternehmen Palmberg. Die Fertigung ist zum großen Großteil automatisiert. Immer kompliziertere Prozesse wurden über die Jahre beherrscht – und das immer schneller. Heute produziert Palmberg acht Arbeitsplatzsysteme, drei umfangreiche Schrankprogramme, Regalsysteme, Akustikelemente und zahlreiche Sonderanfertigungen. Die gesamte Fertigung fußt dabei auf Losgröße eins. Es ist vollkommen egal, ob 1000 gleiche Schränke gebaut werden oder 1000 verschiedene.

Krisen gemeistert

Und selbst Krisen hielten Uwe Blaumann auf seinem Weg nicht auf. Er habe eine „DDR-Ruine“ verwandelt, schrieb das Magazin „Impulse“ im Jahr 2015. Da war bereits die zweite Krise der Firma überwunden. Der Einbruch des neuen Marktes hatte selbst in der Büromöbelbranche Spuren hinterlassen. Uwe Blaumann reagierte auf seine Weise und investierte in den Bereich Service, um die Fachhandelspartner, über die Palmberg bis heute ausschließlich verkauft, noch stärker unterstützen zu können. Eine eigene Serviceabteilung entstand für Planung, Transport und Aufbau. Und eine Transportflotte aus Dutzenden von LKW´s. Das Konzept ging auf.

Wie bereits in den 1990er-Jahren eilt der Büromöbelhersteller seitdem wieder von einem Rekord zum nächsten. Nach 39 Jahren Palmberg hat Uwe Blaumann am 14. September 2023 die „Kommandobrücke“ in Schönberg verlassen. Bei seiner Verabschiedung dankte Uwe Blaumann seiner Mannschaft, die ihn immer in allen Belangen unterstützt habe. „Wir haben dadurch alles erreicht, was ein Unternehmen erreichen kann“ sagte Blaumann im Rahmen einer Feierstunde.

Und doch gibt es eine Sache, die nicht geglückt sei, was ihn auch bis heute noch ein wenig ärgere. Konkret geht es dabei um das Jahr 2020. „Damals sind wir zum besten Industriebetrieb auf dem Gebiet der ehemaligen DDR gekürt worden – und diese Auszeichnung hätte Uwe Blaumann von der damaligen Kanzlerin Angela Merkel entgegennehmen sollen. Aber das hat aufgrund von Corona nicht sollen sein“, so Uwe Blaumann. Den Preis gab es dann aber doch noch mit zwei Jahren Verspätung, allerdings nicht mehr aus den Händen von Angela Merkel. 

Keine Angst vorm Ruhestand

Den inzwischen mehr als 650 Mitarbeiter:innen wünschte Uwe Blaumann alles Gute, viel Glück und seinen Nachfolgerinnen Nicole Eggert und Julianne Utz-Preußing, die bereits seit 2017 als geschäftsführende Gesellschafterinnen bei Palmberg mit an Bord sind, immer ein sicheres Händchen. Und auch zu seiner persönlichen Zukunft äußerte sich Uwe Blaumann im Rahmen seiner Verabschiedung.

„Ich freue mich auf den Ruhestand und habe auch keine Angst, dass mir langweilig wird“, sagte Blaumann im Rahmen seiner Verabschiedung. „Es wird so wie bisher, nur mit viel mehr Zeit für alles. Neue Hobbys werde ich nicht mehr anfangen“, erklärte der 65-Jährige. „Mein größtes Hobby sind der große Garten und meine zwei Schäferhunde. Und mit meiner Frau fahre ich viel Fahrrad und wir wollen viel reisen. Und bis zu seinem 70. Geburtstag plane er ein Buch zu schreiben über sein Leben mit der Firma Palmberg“, verriet Uwe Blaumann die Pläne für den Ruhestand.

www.palmberg.de

 

 

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