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Studienergebnisse: Durch CSR-Klauseln abgedeckte Schlüsselthemen (Grafik, EcoVadis 2018)
Studienergebnisse: Durch CSR-Klauseln abgedeckte Schlüsselthemen (Grafik, EcoVadis 2018)

EcoVadis: Was gilt es bei CSR-Klauseln zu beachten?

Immer mehr Unternehmen nehmen Nachhaltigkeitsklauseln in Verträge mit ihren Geschäftspartnern auf. Wie wirksam diese Klauseln wirklich sind, beleuchtet unsere Gastautorin Tanja Reilly, Expertin für nachhaltige Beschaffung bei EcoVadis.

Eine aktuelle Studie, die von EcoVadis in Zusammenarbeit mit Affectio Mutandi, einem führenden Beratungsunternehmen für Recht, CSR, Corporate & Public Affairs, durchgeführt wurde, hat mehr als 560 Unternehmen weltweit befragt, wie sie Verträge nutzen, um die Transparenz in ihren Lieferketten zu verbessern. Ein erstes, sehr aussagekräftiges Ergebnis der Studie ist, dass 70 Prozent der befragten Einkaufsorganisationen angaben, CSR-Klauseln in Verträge einzufügen, welche Schlüsselthemen abdecken sollen. Dieses Ergebnis bestätigt die Aussage der International Association of Contract and Commercial Managers (IACCM), dass fast drei Viertel der Unternehmen eine Nachhaltigkeitsklausel in ihre Einkaufsverträge aufnehmen. Obwohl Nachhaltigkeitspraktiken in Geschäftsverträgen bereits weit verbreitet und etabliert sind, erfordert deren Wirksamkeit noch weitere Maßnahmen.

Die Ergebnisse der Befragung zeigen, dass sich bis zu 75 Prozent der Klauseln auf allgemeine Vorschriften beziehen und nicht auf die jeweilige spezifische Beschaffungssituation. Darüber hinaus geben mehr als 50 Prozent der Lieferanten an, dass sie auf CSR-Anforderungen gestoßen sind, die nicht erfüllt werden konnten, sei es in Bezug auf Preis, Menge oder Lieferzeit. Nur ein Viertel der Einkäufer passt CSR-Klauseln an und berücksichtigt dabei Kriterien wie die Branche und Größe des Lieferanten.

Relevanz als Wirksamkeitsfaktor

Neben diesen Kriterien, die als Kontextualisierung und Präzisierung von CSR-Klauseln bezeichnet werden können, wurden weitere Schlüsselkriterien herausgestellt, die relevant für eine grundlegende CSR-Klausel und die Messung der Wirksamkeit sind: Überprüfbarkeit, Durchsetzbarkeit und Abdeckungstiefe. Mangelnde Präzision kann für Einkäufer in zweierlei Hinsicht riskant sein:

1. Die Einkaufsorganisation kann im Schadensfall keine vollständige Haftungsfreistellung erwarten. 2. Ein Lieferant kann eine Anpassung der Bedingungen anfordern.

Darüber hinaus kann mangelnde Präzision und der damit erweiterte Interpretationsspielraum zu Rechtsunsicherheit führen. Der Versuch, alle Risiken von Lieferanten aller Art abzudecken, führt außerdem dazu, dass Unternehmen sehr breite CSR-Bedingungen anwenden, was zu langen Verhaltenskodizes führt. Dies hat einen großen Einfluss auf die Wirksamkeit: Bis zu 100 Prozent der Lieferanten, mit denen wir intensive Gespräche geführt haben, gaben an, dass sie nicht von allen ihren Kunden Verhaltenskodizes lesen, weil der Prozess zu zeitaufwändig und die Dokumente zu lang seien. Die Anpassung von CSR-Klauseln und auch Verhaltenskodizes für Lieferanten durch Kontextualisierung und Präzisierung bietet die Möglichkeit, die Wirksamkeit der entsprechenden Klauseln zu steigern. Lieferanten bekommen für ihre Branche und ihren Standort relevante und nachvollziehbare Anforderungen und Ziele gesetzt, welche dann kommuniziert werden. Weitere Details sowie die Studie "Sustainability Clauses in Commercial Contracts: The Key to Corporate Responsibility – 2018 Study of CSR Contractual Practices Among Buyers and Suppliers/Affectio Mutandi & EcoVadis" auf der alle Angaben basieren, sind auf der EcoVadis-Website zu finden.

EcoVadis positioniert sich als weltweit verlässlicher Anbieter von Nachhaltigkeitsratings für Unternehmen. Die Bewertungsmethodik deckt 190 Einkaufskategorien, 150 Länder und 21 CSR-Indikatoren ab und soll Einkaufsorganisationen helfen, die Nachhaltigkeitsleistung ihrer Lieferanten in den Bereichen Umwelt, Soziales und Ethik zu überwachen und zu verbessern. Über 300 globale Unternehmen und Branchenführer sowie 50.000 Unternehmen weltweit nutzen den Informationen zufolge EcoVadis, um Risiken zu reduzieren, Innovationen voranzutreiben sowie Transparenz und Vertrauen zu fördern.

www.ecovadis.com/de 

Tanja Reilly ist Expertin für nachhaltige Beschaffung bei EcoVadis.
Über die Autorin:

Tanja Reilly ist Expertin für nachhaltige Beschaffung und verantwortet bei EcoVadis seit drei Jahren die DACH Region. Bevor sie zu EcoVadis kam, arbeitete sie langjährig im Compliance-Umfeld und betreute zuvor als Beraterin internationale SAP-Implementierungsprojekte. Tanja Reilly hält regelmäßig Vorträge und Workshops zu nachhaltiger Beschaffung und der Business-Value-Steigerung durch verbesserte Nachhaltigkeitsperformance.

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