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Laut der Umfrage rechnen zwei Drittel (68 Prozent) der Unternehmen damit, dass die Lieferverzögerungen 2024 zunehmen werden – 41 Prozent gehen von einer deutlichen Zunahme aus und 24 Prozent von einer leichten. (Bild: Bitkom)
Laut der Umfrage rechnen zwei Drittel (68 Prozent) der Unternehmen damit, dass die Lieferverzögerungen 2024 zunehmen werden – 41 Prozent gehen von einer deutlichen Zunahme aus und 24 Prozent von einer leichten. (Bild: Bitkom)

Schwierigkeiten bei der Beschaffung: Unternehmen rechnen mit zunehmenden Engpässen bei Chips

Der Mangel an Halbleitern bleibt in Deutschland ein gravierendes Problem. Neun von zehn Unternehmen, die in diesem Jahr Halbleiter-Bauteile oder -Komponenten gekauft haben, hatten Schwierigkeiten bei der Beschaffung, so das Ergebnis einer Befragung im Auftrag des Bitkom.

Die Schwierigkeiten sind dabei vielfältig: 97 Prozent der betroffenen Unternehmen machen Lieferverzögerungen zu schaffen, 93 Prozent sind mit Preiserhöhungen konfrontiert. Für 89 Prozent sind bestimmte Bauteile teilweise nicht verfügbar, bei 88 Prozent wurden die Liefermengen reduziert. Rund fünf Monate beträgt aktuell die durchschnittliche Lieferverzögerung bei Halbleiter-Bauteilen beziehungsweise Komponenten in Deutschland. Damit bleibt die Verzögerung auf hohem Niveau: Vor zwei Jahren waren es 6,5 Monate.

Laut der Umfrage rechnen zwei Drittel (68 Prozent) der Unternehmen damit, dass die Lieferverzögerungen 2024 zunehmen werden – 41 Prozent gehen von einer deutlichen Zunahme aus und 24 Prozent von einer leichten. Jedes fünfte Unternehmen (19 Prozent) rechnet mit der Fortschreibung des Status-quo. Demgegenüber geht jedes zehnte Unternehmen (10 Prozent) davon aus, dass die Lieferverzögerungen im nächsten Jahr abnehmen. „Ohne Chips geht in der deutschen Wirtschaft nichts. Halbleiter sind die Basistechnologie der digitalen Wirtschaft“ sagt Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst. „Deutschland und Europa müssen einseitige Abhängigkeiten bei Halbleitern beenden.“

Für 83 Prozent sind Halbleiter unverzichtbar
Für die allermeisten Unternehmen, die Halbleiterbauteile oder -komponenten verwenden, sind diese für das eigene Geschäft unverzichtbar (83 Prozent). 85 Prozent haben im aktuellen Jahr bereits Halbleiter gekauft oder werden es noch tun. 39 Prozent dieser Unternehmen wissen allerdings nicht, woher diese Halbleiter überhaupt kommen. Im Übrigen dominiert Asien als Produktionsstandort. So bezieht jedes vierte Unternehmen (25 Prozent) seine Halbleiter-Bauteile aus China und 17 Prozent aus Taiwan. Südkorea (zehn Prozent) und Singapur (sieben Prozent) gehören ebenfalls zu wichtigen Halbleiter-Lieferanten. Dem gegenüber stehen die USA, von wo 21 Prozent der deutschen Käufer ihre Halbleiter-Bauteile und -Komponenten beziehen. Sechs Prozent kaufen in Israel und jeder zwanzigste Käufer (fünf Prozent) gibt Deutschland als Produktionsland an.

Bei der Auswahl von Halbleiter-Lieferanten spielt das Herstellungsland beziehungsweise der Hauptsitz des Herstellers eine vergleichsweise geringe Rolle – viel wichtiger sind Faktoren der Wirtschaftlichkeit: 93 Prozent bezeichnen das Preis-Leistungs-Verhältnis als „äußerst wichtig“. 80 Prozent sagen dies über kurze Lieferzeiten und 69 Prozent über die Einhaltung der Liefermengen. Deutlich geringer sind die Werte für Kriterien, die auf die Reputation der Lieferanten beziehungsweise geopolitische Spannungen sowie Handelskonflikte abzielen: 45 Prozent ist die Reputation des Lieferanten „äußerst wichtig“, 44 Prozent das Herstellungsland sowie 38 Prozent der Hauptsitz des Herstellers. Wintergerst: „Es ist nachvollziehbar, dass Unternehmen, die auf Halbleiter angewiesen sind, in erster Linie solche Lieferanten auswählen, die günstig sind und pünktlich liefern. Gleichwohl stehen Halbleiter im Mittelpunkt starker geopolitischer Interessen. Wir sollten deshalb ein komplettes Ökosystem von Unternehmen rund Halbleiter in Deutschland und Europa aufbauen. So können wir Abhängigkeiten reduzieren und sind im Fall der Fälle weniger erpressbar.“

Unternehmen treffen strategische Maßnahmen gegen den Chip-Mangel
Viele Unternehmen, die Halbleiter verwenden, haben sich auf den anhaltenden Chip-Mangel eingestellt und strategische Maßnahmen ergriffen, um ihn abzumildern. Viele davon betreffen die Beschaffung selbst: So haben 61 Prozent langfristige Vereinbarungen mit Lieferanten beziehungsweise Anbietern getroffen. Die Hälfte sucht nach alternativen Lieferanten, beispielsweise in anderen Ländern (52 Prozent) und fast ebenso viele (47 Prozent) haben sich eine Multi-Vendor-Strategie aufgebaut.

Aber auch im Bereich Design sowie dem Aufbau eigenen Know-hows sind viele Unternehmen aktiv geworden: Mehr als jedes dritte Unternehmen (38 Prozent), das Halbleiter-Bauteile oder -Komponenten verwendet, hat Produkte einem Re-Design unterzogen, und setzt verfügbare Komponenten alternativ ein. Fast jedes fünfte Unternehmen (18 Prozent) baut eigene Kompetenzen beim Design mikroelektronischer Bauteile auf – und zwölf Prozent tun dies für die Herstellung der Halbleiter-Bauteile beziehungsweise Komponenten. Forschung und Entwicklung spielen ebenfalls eine Rolle: 15 Prozent kooperieren in Forschung und Entwicklung direkt mit Chip-Herstellern und jedes zehnte Unternehmen (11 Prozent) beteiligt sich an staatlich geförderten F&E-Projekten. Wintergerst: „Not macht erfinderisch – diese Lebensweisheit trifft auch auf die vom Halbleitermangel betroffenen Unternehmen zu. Wer der Krise aktiv begegnet und sich mehrere Standbeine aufbaut, wird resilienter und bleibt wettbewerbsfähig.“

Kontakt: www.bitkom.org 

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