Nachhaltige Beschaffung: Noch kein Top-3-Thema bei Einkäufern
- 20.04.2017
- Einkauf
Eine nachhaltige Beschaffung ist heute nicht mehr nur "Nice to have", das Thema fließt zunehmend in strategische Entscheidungen mit ein. EcoVadis beschäftigt sich seit zehn Jahren mit Nachhaltigkeit in der Lieferkette und betreibt die erste kollaborative Plattform für Einkauf und Lieferanten, die ein Nachhaltigkeits-Rating von Lieferanten für globale Lieferketten bereitstellt. Auf diese Weise hilft EcoVadis Unternehmen, die umweltbezogenen, ethischen und sozialen Praktiken ihrer Lieferanten in über 150 Einkaufskategorien und 100 Ländern zu monitoren.
Lieferketten müssen heute nicht nur auf die zunehmende Komplexität von Lieferketten, sondern zudem auch auf Änderungen und Marktdynamiken schneller reagieren können. Stakeholder und Investoren erwarten bei der Ausrichtung von Unternehmensstrategien verstärkt einen Einklang zwischen Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit und Transparenz.
Eine weitere Herausforderungen für Unternehmen ist auch die Umsetzung von gesetzlichen Anforderungen: Neben der kürzlich verabschiedeten EU-Richtlinie 2014/95 zur Offenlegung nichtfinanzieller Informationen in den Bereichen Menschenrechte, Korruption, Umwelt und Soziales bestehen auch weitere Berichtsanforderungen zu Themen wie Konfliktmineralien, REACH, RoHS, dem UK Modern Slavery Act oder dem kürzlich eingeführten Gesetz in Frankreich zur unternehmerischen Sorgfaltspflicht.
Vor zehn Jahren wurde die erste Studie von HEC mit Unterstützung von EcoVadis und Ariba zur "Nachhaltigen Beschaffung" veröffentlicht. 2007 sagten knapp über 80 Prozent der Unternehmen, dass nachhaltige Beschaffung eine hohe Priorität einnehmen werde. Der aktuellen Studie zufolge wird CSR/Nachhaltigkeit von fast allen befragten Unternehmen (97 Prozent) als wichtig bzw. von zentraler Bedeutung für die Beschaffung erachtet. Damit setzt sich der Aufwärtstrend der Vorjahre fort, zugleich wird daraus ersichtlich, wie stark sich der Bereich der nachhaltigen Beschaffung in weniger als zehn Jahren etabliert hat.
Zentrale Aussagen der Studie
Datengrundlage dieser Studie sind 120 globale Unternehmen. 75 Prozent der Unternehmen kommen aus Europa (circa 10 Prozent aus Deutschland). Auch wenn die Bedeutung von CSR und Nachhaltigkeit wichtiger geworden ist, ist es immer noch kein Top-3-Thema auf der CPO-Agenda. Hier werden wir auch mit Blick auf die gesetzlichen Anforderungen in den nächsten Jahren noch Entwicklungen sehen. Infolgedessen beobachtet man bereits heute intensive Investitionen der Fortune 500 Unternehmen weltweit, um sicherzustellen, dass alle Aspekte der Nachhaltigkeit der Lieferkette in die Prozesse der Beschaffung integriert werden.
Bei der Frage nach den Treibern für nachhaltige Beschaffung ist generell zu beobachten, dass die gemeinsame Nennung von Markenimage, Risikominimierung und Compliance als kritische Geschäftsfaktoren eine Annäherung zwischen Europa und den USA seit der Studie von 2013 widerspiegelt. Es ist zu vermuten, dass dies auf Programme zurückzuführen ist, die auf beiden Seiten des Atlantiks weiter reifen und dies eine globale Bewegung zu standardisierten Prozessen signalisieren könnte.
Zudem sehen wir einen Wandel hin zu den Themen Gesellschaft, Arbeits- und Unternehmensethik und einen Rückgang von Investitionen beim Umweltmanagementsystem. Soziale Themen stehen im Fokus der Entwicklung und die Entstehung einer neuen Generation von digital geförderten „NGOs 2.0“ mit Werkzeugen wie China Labor Watch, LaborVoices, Made-InAFreeWorld und andere Möglichkeiten erhöhen massiv die Transparenz und Sichtbarkeit für die Gesellschaft und bringen diese Themen der Lieferkette in einen Fokus. Dies fördert zwangsläufig eine Veränderung des Unternehmensverhaltens.
Vertrauen ist gut, aber Kontrolle ist besser
Lieferketten sind heute international und stellen neue Herausforderungen im Monitoring dar. Auch sehen wir zunehmend Brancheninitiativen, die in ihrem Sektor "Treiber" sind. Die Erfassung von globalen Lieferketten hat sich erheblich erweitert, dennoch beschränkt sich diese meistens auf strategische Lieferanten mit einem hohen Umsatzvolumen. Diese sind zwar wichtig, doch stellen sie in der gesamten Lieferkette oftmals das geringere Risiko dar. Risiken am Ursprung der Lieferkette sind weitaus größer, infolgedessen wird es in den nächsten Jahren vermehrt um die Herausforderung der Skalierung von Programmen der nachhaltigen Beschaffung gehen. Die gesamte Studie kann hier heruntergeladen werden.