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Achtung Toner-Fakes!

Toner-Nachbauten aus Fernost bedrohen den heimischen Supplies-Markt. Betroffen sind Original-Hersteller ebenso wie Alternativ-Anbieter. Von vermeintlichen Schnäppchen sollte man deshalb lieber die Finger lassen.

Christian Wernhart, Präsident der europäischen Interessens-vertretung der Recycler, Etira, warnt: „Die falsch gekennzeichneten Waren täuschen den Verbraucher.“
Christian Wernhart, Präsident der europäischen Interessens-vertretung der Recycler, Etira, warnt: „Die falsch gekennzeichneten Waren täuschen den Verbraucher.“

Dass neben Epson, HP oder Lexmark Mitte letzten Jahres auch Canon gegen asiatische Firmen wegen Patentrechtsverletzung geklagt hat, unterstreicht den Ernst der Lage: Branchenexperten zufolge kommen immer mehr Billig-Toner-Erzeugnisse chinesischer Firmen nach Europa. Wie einst die Tintenprodukte, seien die patentverletzenden Toner oft als Recyclingmarkenware getarnt. Daher sei für den Endverbraucher der Unterschied zwischen Nachbau und recycelter Kartusche nicht ersichtlich, warnt Christian Wernhart, Präsident der europäischen Interessensvertretung der Recycler Etira. „Die falsch gekennzeichneten Waren täuschen den Verbraucher. Sie werden billiger produziert und die Neuherstellung der minderwertigen Kartuschen beträgt nur die Hälfte der Zeit als beim Recycling. Auch die Verfügbarkeit ist unbegrenzt möglich“, erklärt Wernhart. Bei der Wiederverwertung sei man als Recyclingbetrieb zur Verwendung von gebrauchten Originalkartuschen verpflichtet, so der Etira-Präsident. „Hauptsächlich sind HP-, Canon-, Brother-, Samsung- und Kyocera-Module betroffen – und das in ganz Europa“, sagt Jan-Michael Sieg, Vorstand des Alternativ-Herstellers KMP PrintTechnik. Augenfällig sei, dass vor allem Module betroffen sind, für die das Leergut knapp ist. Problematisch, so der KMP-Vorstand, „ist die Verzerrung der tatsächlichen Marktpreise.“ Als seriöser Anbieter könne man betroffene Produkte zum Teil gar nicht mehr zu wettbewerbsfähigen Preisen anbieten.

„Der Schutz liegt sicherlich zu einem guten Teil im gesunden Menschen- verstand. Bekomme ich Produkte unter dem  Einkaufspreis ange- boten, kann eine genaue Betrachtung der Ware überraschende Ergebnisse bringen“, sagt Timo-Printware-Chef Thomas Elste.
„Der Schutz liegt sicherlich zu einem guten Teil im gesunden Menschen- verstand. Bekomme ich Produkte unter dem Einkaufspreis ange- boten, kann eine genaue Betrachtung der Ware überraschende Ergebnisse bringen“, sagt Timo-Printware-Chef Thomas Elste.

„Fake-Toner sind illegal und aufs Schärfste zu verurteilen“, meint auch Thomas Elste, Geschäftsführer des Alternativ-Herstellers Timo Printware, der nicht nur die illegalen Nachbauten, sondern auch die Refill- beziehungsweise Rebuildprodukte, die an asiatischen Arbeitsplätzen gefertigt werden, als kritisch einstuft. Neben patentverletzenden Toner-Nachbauten, ganz gleich ob OEM-Produkt oder Recycling-Markenware, bedrohen auch Refill- und Rebuildprodukte aus Fernost den europäischen Markt, so Elste. „Die Herstellung alternativer Verbrauchsmaterialien ist ein lohnintensiver Prozess, da nur die wenigsten Arbeitsschritte automatisiert werden können. Genau hier, im Lohngefüge, liegt das Problem. Somit bedrohen diese, wie auch die kompatiblen Nachbauten, die europäischen Refill- und Rebuildbetriebe“.

„Wir arbeiten weltweit eng mit den Ermittlungsbehörden zusammen, um Fälschungen zu identifizieren und aus dem Verkehr zu ziehen, bevor das falsche Zubehör in den Handel kommt“, berichtet Martin Jakobs, Inkjet Web Solutions Produkt Marketing Manager EMEA b
„Wir arbeiten weltweit eng mit den Ermittlungsbehörden zusammen, um Fälschungen zu identifizieren und aus dem Verkehr zu ziehen, bevor das falsche Zubehör in den Handel kommt“, berichtet Martin Jakobs, Inkjet Web Solutions Produkt Marketing Manager EMEA bei HP.

Das Thema ist auch bei Branchenprimus HP gut bekannt. „Wir arbeiten weltweit eng mit den Ermittlungsbehörden zusammen, um Fälschungen zu identifizieren und aus dem Verkehr zu ziehen, möglichst bevor das falsche Zubehör in den Handel kommt“, berichtet Martin Jakobs, Inkjet Web Solutions Produkt Marketing Manager EMEA bei HP. Deutschland und Westeuropa seien bei diesem Thema schon recht weit und gehen sehr professionell vor. „Auf dem deutschen Markt kommen im europäischen Vergleich recht selten Fälschungen vor“, sagt Jakobs. Zwischen November 2008 und April 2010 habe HP in Deutschland lediglich 457 Fälschungen identifiziert. „Der osteuropäische Markt ist hier deutlich stärker betroffen, ebenso der Nahe Osten“, weiß der Manager. Dennoch nehme man das Thema sehr ernst. „HP ist schon immer gegen Plagiate vorgegangen, wir sehen dies nicht nur als unsere Aufgabe als Patentrechtseigentümer, sondern vor allem auch als Schutz unserer Kunden.“ HP entwickle nicht nur die Produkte kontinuierlich weiter, sondern auch die Sicherheitskennungen. Dazu gehört beispielsweise bei Tonern ein Sicherheitslabel, bei Tintenpatronen eine entsprechende Kennzeichnung. Beide sind mit Seriennummern versehen sowie mit einem sogenannten „Color-Flip“, das heißt, die Farbe des Etiketts ändert sich mit dem Blickwinkel. Eine neue Kennzeichnung ist das „OK“-Zeichen, das als eine Art Wasserzeichen in das Label eingearbeitet ist. Zudem informiert der Hersteller in entsprechenden Broschüren und Trainings Partner und Kunden über die Unterschiede zwischen Original und Fälschung. Unter www.hp.com/go/anticounter­feit gibt es darüber hinaus eine spezielle Microsite zum Thema, die kontinuierlich aktualisiert wird. Ernst nimmt man das Thema auch beim Druckerhersteller Brother in Bad Vilbel. „At your side“, mit diesem Leitsatz verbinde Brother eine hohe Kundenzufriedenheit, die auch auf der einwandfreien Funktion der Geräte basiere, meint Matthias Kohlstrung, Direktor Marketing und Vertrieb bei Brother. Eine elementare Rolle spiele hierbei die Verwendung von geeignetem Verbrauchsmaterial.

Der KMP-Chef Jan-Michael Sieg empfiehlt: „Vorsicht ist geboten, wenn die Preise ungewöhnlich niedrig erscheinen.“
Der KMP-Chef Jan-Michael Sieg empfiehlt: „Vorsicht ist geboten, wenn die Preise ungewöhnlich niedrig erscheinen.“

Rechtlich ist die Lage klar. Im Bezug auf die gefälschte Recyclingware sei jedoch fraglich, „wie schnell die unrechtmäßigen Kartuschen tatsächlich vom Markt genommen werden können und wie schnell die zuständigen Gerichte und Patentrechtseigentümer, nämlich Druckerhersteller, reagieren, um derartige Produkte künftig vom Markt zu halten“, kritisiert Wernhart. Anders sieht die Lage in den USA aus. Unrechtmäßig agierende Firmen werden auf schwarze Listen gesetzt, sofern eine erfolgreiche Klage vorausgegangen ist. Erscheinen die illegal hergestellten Produkte beim Zoll, werden sie konfisziert. „In Europa gibt es noch kein einheitlich geregeltes Kontrollsystem, um den Import dieser Kartuschen zu verhindern“, sagt Wernhart. Für den Endverbraucher sei eine Unterscheidung schwer zu treffen: „Man muss schon ein Fachmann sein, um festzustellen, dass es sich um kein Recyclingprodukt handelt.“ Auch Wiederverkäufer und gewerbliche Endverbraucher machen sich laut Wernhart unwissentlich strafbar, wenn sie das illegale Druckzubehör an Dritte weiterverkaufen beziehungsweise verwenden. Wernhart rät darum jedem Käufer, auffällig günstige Produkte einer kritischen Beurteilung zu unterziehen.

„Der Schutz liegt sicherlich zu einem guten Teil im gesunden Menschenverstand. Bekomme ich Produkte unter dem Einkaufspreis angeboten, kann eine genaue Betrachtung der Ware überraschende Ergebnisse bringen“, sagt der Timo-Printware-Chef Elste. Wirkliche „Fake-Toner“ zu marktüblichen Preisen seien für Handel und Endverbraucher jedoch häufig nicht von echten zu unterscheiden. „Diese Aufgabe ist an den Wirtschaftsgrenzen der EU zu erledigen“, findet Elste. Bei zu guten Preisen bleibe also nur der gesunde Menschenverstand und im Zweifelsfall die Frage an den Hersteller oder Händler, ob es sich um ein besonders günstiges Angebot legaler Ware handelt oder um patentverletzende Fakes. Und auch KMP-Chef Sieg empfiehlt: „Vorsicht ist geboten, wenn die Preise ungewöhnlich niedrig erscheinen. Denn nicht jedes Schnäppchen lohnt sich, sondern kann in dem Fall sehr teuer werden.“

www.kmp.com, www.hp.de, www.brother.de, www.embatex.de, www.timo-printware.at

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