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Workspace Innovation Lab im Zentrum für Virtuelles Engineering des Fraunhofer IAO (Bild: Headroom Consult, Fraunhofer IAO)
Workspace Innovation Lab im Zentrum für Virtuelles Engineering des Fraunhofer IAO (Bild: Headroom Consult, Fraunhofer IAO)

Unternehmen denken um

Büro- und Wissensarbeit leistet einen essenziellen Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt und trägt wesentlich zur Wirtschaftlichkeit, Wettbewerbsfähigkeit und zum Wohlstand moderner Volkswirtschaften bei. Allein in Deutschland arbeiten mit rund 17 Millionen Menschen über 40 Prozent aller Beschäftigten in Büros.

Aufgrund dieser Tatsache sollten die notwendigen Anstrengungen zum Klimaschutz nicht nur in der Produktion, sondern auch bei der Gestaltung von Arbeits- und Bürokonzepten eine tragende Rolle spielen. Vor diesem Hintergrund rücken die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit auch bei der Arbeits- und Bürogestaltung stärker in den Fokus. Demnach werden ökonomische Ziele mit ökologischen und sozialen Belangen ganzheitlich in Einklang gebracht und als „Green Office“ bezeichnet. Sie umfassen aufeinander abgestimmte Maßnahmen aus drei Schwerpunktbereichen. Neben nachhaltiger Informations- und Kommunikationstechnologie („Green IT“) verwenden „Green Offices“ umweltfreundliche Gebäude- und Raumgestaltungen („Green Building“) und schließen nachhaltiges Nutzerverhalten („Green Behaviour“) mit ein.

„Green IT“ kann noch mehr

Der Begriff „Green IT“ umfasst außer der reinen Energieeffizienz bei der Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien auch die umweltfreundliche Produktion von Geräten. Bei der Bewertung der Umweltfreundlichkeit von informations- und kommunikationstechnischen Systemen gilt es, alle Komponenten der Kette, in der Informationen erzeugt, verarbeitet, ausgetauscht, gespeichert oder aufbereitet werden, zu betrachten. Neben den zentralen Ausstattungselementen des Arbeitsplatzes, wie Notebooks oder Telefonie, sind auch Peripheriegeräte, etwa Drucker und Projektoren sowie die erweiterte Infrastruktur wie Netzwerk und Server mit einzubeziehen. Bereits die Nutzung von Green IT trägt wesentlich dazu bei, den Verbrauch von Strom und Ressourcen zu reduzieren. Intelligente informations- und kommunikationstechnische Systeme können aber noch einen deutlich höheren Beitrag zum Umweltschutz leisten. Smarte Technologien wie zum Beispiel Web- und Videokonferenzsysteme in Kombination mit Sprach- und Gestensteuerung, wie sie in modernen Kollaborationsräumen genutzt werden, ermöglichen eine neue Form der Echtzeit-Kooperation. Dadurch können zum einen aufwendige Reisetätigkeiten und Mobilitätskosten reduziert und zum anderen die durch Mobilität verursachten Emissionen gesenkt werden.

„Green Building“: Viele Arbeitsplatztypen

Im Bereich „Green Building“ werden die ökonomischen, ökologischen und sozialen Aspekte sowie die technische, prozessuale und funktionale Qualität abgedeckt. Diese nachhaltigen Arbeits- und Büroumgebungen sollten demnach nicht nur umweltfreundlich sein im Sinne von ökologischen Materialien und Produkten. Wichtig wäre zudem, Flächeneffizienz und Produktivität ebenso wie die Aspekte Komfort, Kommunikation, Rückzug und Konzentration zu berücksichtigen. Bürostrukturen mit kombinierten Raum- und Arbeitsplatzkonzepten, die Flächen synergetisch verbinden, schaffen eine hervorragende Grundlage um Green-Building-Anforderungen gerecht zu werden. Dabei gilt es, qualitative Arbeitsumgebungen mit einer Angebotsvielfalt an unterschiedlichen Arbeitsplatztypen zur Verfügung zu stellen, die es den Mitarbeitern ermöglicht, ihren Arbeitsplatz den jeweiligen Bedürfnissen, Aufgabenanforderungen und Tätigkeiten entsprechend auszuwählen.

„Green Behaviour“ wirkt kurzfristig

„Green Behaviour“ ist ein weiterer wichtiger Aspekt bei der gesamten Betrachtung des Themas „Green Office“. Die Potenziale von Green-Behaviour-Konzepten liegen vor allem in der Kurzfristigkeit und den hohen Wirkungsgraden, die mit einem vergleichsweise geringen Investitionsaufwand erreicht werden können. Voraussetzung ist jedoch, dass sowohl das Management als auch die Mitarbeiter umweltfreundliche Konzepte akzeptieren und leben. Die Unternehmenskultur spielt dabei eine essenzielle Rolle und kann zu einem sozialen Innovationstreiber im ganzen Unternehmen werden. Eine veränderte Kultur, in der beispielsweise die Prinzipien des autonomen Arbeitens im Wertesystem und im Führungsverständnis verankert sind, kann weitreichende positive Wirkungen auslösen. Mitarbeiter, die überwiegend selbst entscheiden, wie, wann und wo sie arbeiten – also mit hohen Freiheitsgraden in ihrer Arbeitsorganisation – können den individuellen Berufsverkehr entlasten und unproduktive Zeit reduzieren, indem sie bei Bedarf von zu Hause oder im Coworking-Zentrum um die Ecke arbeiten. Studien des Verbundforschungsprojektes „Office 21“ zeigen zudem, dass ein deutlicher Wirkungszusammenhang zwischen Autonomie und Work-Life-Balance, Wohlbefinden sowie Motivation besteht. Das heißt, wenn Wahlmöglichkeiten in der Arbeitserbringung eingeräumt werden, wird die Arbeitszufriedenheit erhöht und die individuelle Performance der Mitarbeiter gefördert. Demnach profitieren sowohl Mitarbeiter als auch Unternehmen von einer vertrauensvollen und autonomen Arbeitskultur.

Die „Green Office“-Studie zeigt, dass für fast drei Viertel der Befragten die Bedeutung umweltfreundlicher Gestaltung von Büroarbeit wichtig ist.
Die „Green Office“-Studie zeigt, dass für fast drei Viertel der Befragten die Bedeutung umweltfreundlicher Gestaltung von Büroarbeit wichtig ist.
Nachfrage nach grünen Konzepten wächst

Die Nachfrage nach zukunftsorientierten und umweltfreundlichen Konzepten und Lösungen für die Büroarbeit und die Infrastrukturen ist in den letzten Jahren stark gewachsen und wird in den nächsten zwei bis drei Jahren noch weiter steigen. Das belegt die „Green Office“-Studie 2014 des Fraunhofer IAO, die in Zusammenarbeit mit Kyocera Document Solutions erstellt wurde. Die Studie zeigt, dass bereits heute für fast drei Viertel der Befragten die Bedeutung von umweltfreundlicher Gestaltung von Büroarbeit, Büroumgebung und Büroinfrastruktur wichtig ist.In drei Jahren ist dieser Aspekt bereits für 86 Prozent wesentlich. Die Bedeutung steigt für Produkte und Dienstleistungen ebenso wie für die Gestaltung der Arbeits- und Büroumgebung sowie für umweltgerechtes unternehmerisches Handeln. Die Umfrageergebnisse zeigen deutlich, dass das Thema Nachhaltigkeit durchweg einen hohen Stellwert einnimmt. Demzufolge sind Green Offices bereits heute sehr gefragt und künftig kaum mehr wegzudenken.

Mangelndes Fachwissen hemmt

men von Unternehmen sind unterschiedlich. Im Rahmen der „Green Office“-Studie geben die Fach- und Führungskräfte Kosteneinsparungen und Imagesteigerungen als die beiden wichtigsten Motive an. Aber auch der tatsächliche Beitrag zur Umwelt- und Ressourcenschonung ist unter den Top Drei genannten. Allerdings werden auch Risiken bei der Umsetzung entsprechender Maßnahmen genannt. An erster Stelle führen die Befragten den erhöhten Investitionsaufwand an. Ein weiteres Hemmnis stellt mangelndes Fachwissen bei der Entwicklung von umweltfreundlichen Lösungen dar. Das zeigt, dass noch intensive Aufklärungsarbeit geleistet werden muss, um die Vorteile und Funktionalität nachhaltiger Lösungen weiter hervorzuheben und die Barrieren abzubauen. Politik, Wirtschaft und Wissenschaft sind daher gleichermaßen gefordert, die Entwicklung entsprechender Lösungen voranzutreiben und durch verschiedene Rahmenbedingungen zu stimulieren. Anbieter von nachhaltigen Produkten und Konzepten müssen die Hemmnisse und Motive aus Sicht von Unternehmen bei der Entwicklung und Vermarktung unbedingt berücksichtigen und den Nutzen klar darstellen. Zusammenfassend lässt sich sagen: Trotz anhaltender Skepsis und Zurückhaltung denken viele Unternehmen in Sachen Umweltschutz um. Hier ist ein klarer Trend zu erkennen: Die deutsche Büro- und Arbeitswelt wird nachhaltiger.

www.iao.fraunhofer.de; www.office21.de

(Auszug aus: „Green Office Studie“, Autor Mitja Jurecic, in „Nachhaltigkeit in Deutschlands Büros“ – Ein Fachbuch der Redaktion C.ebra, 1. Auflage 2014, Verlag Chmielorz, ISBN 978-3-87124-381-3)

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