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Hund Möbelwerk "Calisto Calma",  designed by Stephan Hauser
Hund Möbelwerk "Calisto Calma", designed by Stephan Hauser

Bewusstein schaffen: Interview mit André Hund

Die Anforderungen an die Arbeitswelt und damit auch an die Büroeinrichtungen verändern sich. Stichworte sind hier Kommunikation, Flexibilität, aber auch Akustik. Gleichzeitig verändert sich die Arbeitnehmerstruktur, sie wird älter, parallel muss dem Nachwuchs ein attraktives Arbeitsumfeld geboten werden. André Hund, Geschäftsführer der Hund Möbelwerke, erklärt im Interview, wie sich ein modernes Unternehmen in diesem Zusammenhang heute aufstellen sollte.

Was raten Sie einem mittelständischen Unternehmen, mit vielleicht 150 bis 200 Büroarbeitsplätzen, das den Anschluss an die Zukunft nicht verlieren will, aber sich natürlich auch nicht von grundauf neu aufstellen kann?

Das Wichtigste ist zunächst überhaupt das Bewusstsein dafür, dass etwas im Wandel begriffen ist. Es gibt ohne Zweifel unterschiedliche Vorstellungen über unser zukünftiges Arbeiten. Dabei kann niemand die Zukunft mit Sicherheit vorhersagen. Jedes Unternehmen ist anders aufgestellt und nicht jedes Unternehmen ist vom Wandel von der Industrie- in die Netzwerkökonomie in gleichem Maße betroffen. Aber dass sich etwas wandelt in der Arbeitswelt, scheint mir offensichtlich. Jedes Unternehmen muss für sich prüfen, wie zukunftsfähig es ist, und ob bei Prozessen und Arbeitsabläufen Änderungsbedarf besteht. Ich rate auf jeden Fall von "ideologischen" Ansätzen ab. Es gibt auch hier, wie so oft, keine Patentrezepte. In Zukunft wird es wichtig sein, das Büro zu einem Ort der Motivation zu machen und den Impuls der dynamischen Medienvernetzung durch die Neugestaltung von Bürolandschaften auf die Arbeitsmotivation der Mitarbeiter zu übertragen. Das muss meiner Ansicht nach das Ziel sein. Der Weg dorthin kann sich sehr unterschiedlich und individuell gestalten.

André Hund: "Die Zukunft kann niemand mit Sicherheit voraussagen – aber dass sich etwas wandelt in der Arbeitswelt ist offensichtlich."
André Hund: "Die Zukunft kann niemand mit Sicherheit voraussagen – aber dass sich etwas wandelt in der Arbeitswelt ist offensichtlich."
Wo liegen die größten Herausforderungen, um sich – was das Arbeitsumfeld betrifft – fit für die Zukunft zu machen?

Der Strukturwandel von der Industrie- in die Netzwerkökonomie ist sicherlich die größte Herausforderung. Dieser geht einher mit einer steigenden Bedeutung der Kommunikation und des vernetzten Arbeitens. Offene Büroraumstrukturen kommen diesem Bedürfnis entgegen. Aber auch hier muss man beachten, dass diese offenen Strukturen nicht zu jedem Unternehmen passen. Es gilt, sich seiner Prozesse und Abläufe bewusst zu werden, um dann die richtige Büro(raum)form zu wählen.

Offene Bürostrukturen bringen zwar in der Regel vordergründig ökonomische Effizienz mit sich, stellen aber auch neue Herausforderungen in den Bereichen Akustik, Konzentration und Motivation der Wissensarbeiter. Unternehmen, die Angebote schaffen, die räumlich und gestalterisch anders aussehen als das klassische Büro, werden in Zukunft die Nase vorn haben.

Gibt es Orientierungshilfen?

Wir glauben, dass es auch in Zukunft persönlich zugewiesene Arbeitsplätze geben wird und wir nicht alle in der Hängematte oder am Strand arbeiten werden. Selbst Unternehmen wie Apple oder Google bauen aufwendige Konzernzentralen. Scheinbar braucht es auch in Zeiten der Cloud einen Haltepunkt, in dem sich Arbeitsergebnisse konkretisieren. Als Orientierungshilfe weise ich immer gerne auf die New-Work-Order-Studien des bso-Verbandes hin, um sich ein Bild vom Wandel der Arbeitswelt zu machen. Ferner bietet der Verband zahlreiche Broschüren zum Thema Büroraumplanung. Wir als Hund Möbelwerke haben ein Planungsprinzip entwickelt, das unsere Kunden bei der Wahl der für sie richtigen Büroraumplanung unterstützt. Ferner bieten wir unsere Akustikschulungen an. Unsere Broschüre "Neue Räume betreten" beschäftigt sich ebenfalls mit dem Thema des Wandels von der Industrie- in die Netzwerkökonomie und zeigt auf, wie wir unsere Kunden mit unserem Produktportfolio hier unterstützen können.

Wie können Sie als Hersteller Ihre Kunden dabei unterstützen – und welche Rolle kann der Fachhandel als Berater einnehmen?

Ich denke wir haben auf diesem Gebiet in den letzten Jahren viel unternommen. Unser eigenes Planungsprinzip und unsere Broschüre "Neue Räume betreten" habe ich bereits angesprochen. Neu ist unsere Hund-Farbwelt, die wir zusammen mit der Hamburger Innenarchitektin Ines Wrusch entwickelt haben. Entstanden sind Farbklänge, die Unterstützung bei der Farbauswahl im Büro bieten. Denn auch das Thema Farben und ihr sinnvoller Einsatz und ihre Kombination bedeutet Wohlfühlen und Motivation am Arbeitsplatz. Diese Instrumente stellen wir unseren Fachhändlern allesamt zur Verfügung. Auch der Fachhandel unternimmt enorme Anstrengungen, wie die steigenden Zahlen bei der Quality-Office-Zertifizierung zeigen, um seinem Endkunden ein kompetenter Ansprechpartner zu sein. Er übernimmt immer mehr die Rolle des Vermittlers dieser neuen Herausforderungen.

Welche Rolle spielt das Thema Nachhaltigkeit für Sie als Herstellerunternehmen?

Ich schätze dieses Thema als bedeutend ein. Wir sind nach DIN 14001 zertifiziert und werden in Kürze auch den "Blauen Engel" vorweisen können. Man sollte dabei aber berücksichtigen, dass sich mittelständische Unternehmen bei diesem Thema schwerer tun als Großkonzerne, da bei uns diese Themen oft nebenher mitlaufen müssen und in mittelständischen Strukturen nicht immer ganze Abteilungen für ein solches Thema arbeiten können.

Und welchen Stellenwert nimmt das Thema heute bei Ihren Kunden ein?

Für unsere Kunden wird das Thema auch immer wichtiger. Insbesondere bei Ausschreibungen. Als sehr positiv bewerte ich, dass der europäische Verband, FEMB, nun nach amerikanischem Vorbild ein Zertifizierungssystem mit unterschiedlichen Niveaus einführen möchte, das das Thema Umwelt für den Endkunden sehr viel transparenter macht. Der Endkunde muss sich nicht mehr mit einer Vielzahl von Zertifikaten auseinandersetzen, sondern kann eines von drei möglichen Umweltniveaus ausschreiben, während die Hersteller sich ihre erworbenen unterschiedlichsten Zertifikate anrechnen lassen und in eines der drei zukünftigen Level übersetzen lassen können.

www.hund-moebel.de

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