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(K)einer macht das Rennen?

Diskussionen rund um Tinte und Toner sind keine Seltenheit. Es gibt sowohl Studien, die die Unbedenklichkeit von Emissionen beim Laserdruck nachweisen sollen, als auch Studien, die genau das Gegenteil zu beweisen versuchen. Doch Glaubenskriege helfen Anwendern, bei denen der Drucker meist in unmittelbarer Nähe ihres Arbeitsplatzes steht, nicht weiter.

Paul Schmidt, Epson Deutschland
Paul Schmidt, Epson Deutschland

Hinzu kommen die Aspekte Preis und Qualität: Hier kann es deutliche Unterschiede zwischen Tinte und Toner geben, beeinflussende Faktoren sind außerdem das Druckvolumen und die Frage, ob es ein Farb- oder Schwarz-Weiß-Druck sein soll. Für Verbraucher ist es schwierig, sich objektiv zu informieren und den Markt zu überblicken. Wir fragten einige Vertreter der Branche zu ihrer Einschätzung.

Paul Schmidt, Leiter Vertrieb Businessprodukte bei Epson Deutschland: „Die Vorteile der Inkjets sprechen für sich: Bis zu 50 Prozent geringere Seitenkosten, bis zu 80 Prozent geringere Stromkosten, keine Unsicherheiten bei den Nutzern aufgrund etwaiger Emissionen beim Betrieb und ein nur sehr geringer Serviceaufwand.“ Außerdem seien Inkjets schneller als Laser, da sie nicht vor jedem Druck aufheizen müssten.

Bernd Austinat, Kyocera Document Solutions
Bernd Austinat, Kyocera Document Solutions

Ganz anders sieht dies Bernd Austinat, Senior Abteilungsleiter Produkt Marketing bei Kyocera Document Solutions: „Im Business-Umfeld ist die Lasertechnologie weiterhin dominant und hat gegenüber der Tintenstrahltechnologie zahlreiche Vorteile: Beispielsweise ist das Finishing der Ausdrucke auf Business-Inkjet-Druckern ein noch ungelöstes Problem. Bedingt durch die hohe Ausgabegeschwindigkeit sind die Ausdrucke oft gewellt und lassen sich dadurch nicht so einfach weiterverarbeiten.“ Vorteile sieht er vor allem bei hohen Druckvolumen, da hätten Lasersysteme gegenüber Inkjet-Modellen die Nase vorn. Auf die Verunsicherung der Verbraucher in Bezug auf Emissionen angesprochen, meint Bernd Austinat: „Diese Angst wird vor allem durch die teilweise sehr oberflächlichen und einseitigen Berichterstattungen in den Medien geschürt. [...] Benutzer von Kyocera-Laserdruck- und Multifunktionssystemen können sicher sein, dass beim bestimmungsgemäßen Gebrauch und fachgerechter Wartung beziehungsweise Reinigung der Geräte keine Gesundheitsrisiken durch Toner oder Emissionen zu erwarten sind.“

Marc Thylmann, BITKOM
Marc Thylmann, BITKOM
Wer macht das Rennen?

Paul Schmidt von Epson betont zwar ganz allgemein die gesundheitlichen Risiken von Feinstäuben, allerdings drückt er sich vorsichtig aus: „Bei Laserdruckern wird ein chemisch recht aufwändiges Material, der Toner, durch Hitze aufgeschmolzen und in das Papier eingebrannt. Daher können bei Lasern tendenziell viel schneller Staub und andere gasartige Schadstoffe entstehen als bei Tintenstrahldruckern.“

Marc Thylmann vom BITKOM schätzt die Lage folgendermaßen ein: „Alle unterschiedlichen Drucktechnologien haben ihren Platz im Markt, da sie sehr individuelle Vorteile für die unterschiedlichen Anwendungsgebiete und Erwartungen der Benutzer bieten.“ Bei der Beschaffung von Druckern spielen verschiedene Aspekte eine Rolle, etwa wenn es um nachhaltiges Drucken geht. Marc Thylmann meint, Beschaffer sollten sich auf diejenigen Kriterien konzentrieren, die den größten Beitrag zur eigenen Ökobilanz hätten. Dies sei in der Regel der Strom- und Papierverbrauch.

Robert Dekena, Dokulog
Robert Dekena, Dokulog

Dr. Robert Dekena vom Beratungsunternehmen Dokulog, der sich als Output-Spezialist mit der öffentlichen Beschaffung befasst, ergänzt: „Für wirklich nachhaltiges Drucken gilt es viel mehr Kriterien zu berücksichtigen als nur die Frage Tinte oder Toner. Neben den Kriterien wie etwa Energie- und Geräuschentwicklung spiele der Materialverbrauch eine Rolle, aber auch Fragen zu möglichen Voreinstellungen am Gerät, zu Lebensdauer und Verschleißteilen, zum Serviceaufwand, zum Recycling von Materialbehältern und Geräten, Aufwendungen für den Transport der Geräte und Materialien. Allein schon die Auswahl des Schrifttyps kann den Materialverbrauch beeinflussen.“ Nicht zu vergessen sei außerdem die Papierauswahl, modernes Recyclingpapier trage viel zu nachhaltigem Druck bei und es müssten keine Geräte ersetzt werden. Ein wichtiger Aspekt, der in der Diskussion um die Drucktechnologien häufig unterschlagen wird: Die Hersteller weisen für ihre Geräte regelmäßige Wartungszyklen aus, diese spielen in Bezug auf eventuelle Emissionen sicher eine wichtige Rolle. Marc Thylmann sagt deshalb: „Laserdrucksysteme erfüllen seit jeher hohe Sicherheitsstandards, so dass bei bestimmungsgemäßem Gebrauch sowie fachgerechter Wartung und Reinigung keine Gesundheitsrisiken zu erwarten sind.“

Peter Pichier, Xerox
Peter Pichier, Xerox
Eine Alternative

Jenseits der klassischen Druckertinte positioniert sich seit Jahren Xerox mit der „Solid-Ink“-Technologie. Peter Pichier, Manager Marketing Insights, beschreibt das System: „Während die gängigen Inkjet-Systeme mit wasserbasierter Tinte drucken, kommt bei den Xerox ‚ColorQube‘-Systemen eine ungiftige Festtinte aus Kunstharz und Wachs zum Einsatz, die in geschmolzenem Zustand auf das Papier aufgebracht wird.“ Vorteile sind aus seiner Sicht, dass das bedruckte Papier leicht zu recyceln ist, außerdem würden keine Tonerkartuschen und aufwändiges Verpackungsmaterial anfallen, somit würde also weniger Abfall produziert. Laut einer von Xerox beauftragten Studie würden „ColorQube“-Systeme im gesamten Produktlebenszyklus neun Prozent weniger Energie verbrauchen, zehn Prozent weniger CO2-Ausstoß verursachen als vergleichbare Laser-Systeme und insgesamt fielen 90 Prozent weniger Abfall an. Man sei außerdem mit allen Systemen „Energy Star“-zertifiziert. Nach einer Einschätzung der weiteren Marktentwicklung gefragt, entgegnet Peter Pichier: „Nach unserer heutigen Sicht nehmen wir an, dass sich die Tintentechnologie in den nächsten Jahren weiter ausbreiten wird. Allerdings gehen wir derzeit nicht davon aus, dass es zu einer Ablösung der Laser-basierten Drucksysteme kommen wird, weshalb unser Portfolio sowohl den Laser- als auch den Inkjetdruck abdeckt.

Dokulog-Berater Robert Dekena weist darauf hin, dass es einige Leuchtturmprojekte der öffentlichen Hand gäbe, die gezielt auf Tintengeräte setzen würden und damit auch Vorbildfunktion übernähmen. „Vielleicht reagieren Verwaltungen an dieser Stelle sensibler als Unternehmen auf die interne Diskussion. Auf jeden Fall ist die Druckerfrage ein Thema, von dem ganz viele Mitarbeiter betroffen sind. [...] Ich bin mir aber nicht sicher, ob dabei wirklich immer das Thema im Vordergrund steht oder nicht auch gezielt die Auseinandersetzung gesucht und die Frage damit für ganz andere Dinge instrumentalisiert wird. Das Thema wird dabei scheinbar eher eindimensional diskutiert.“ Und einen Aspekt bringt er zur Sprache, der wirklich nachdenklich stimmt: „Da werden in einzelnen Projekten Tausende von Tonergeräten verschrottet. Ist das wirklich umweltfreundlich?“

www.kyoceradocumentsolutions.de; www.dokulog.de; www.epson.de; www.bitkom.org; www.xerox.com

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