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Papier wird nicht billiger

Papierloses Büro? Die verbrauchten Papiermengen in deutschen Büros nehmen trotz Digitalisierungsboom noch zu. Zwei Experten aus dem Handelsumfeld geben Auskunft über aktuelle Trends im Papiermarkt, Hintergründe und die stetig steigenden Preise.

Herbert Geis, Director Office, Antalis
Herbert Geis, Director Office, Antalis

Auch in diesem Jahr hat die Preisschraube im Papierbereich weiter angezogen, teilweise um bis zu 10 Prozent. Was sind die Gründe, welche Qualitäten sind betroffen und ist da ein Ende abzusehen?

Geis: Betroffen von Preiserhöhung war und ist das gesamte Spektrum an Office-Papieren. Unverändert hohe Kosten für Basisrohstoffe, Chemikalien und Hilfsstoffe lassen leider keinen Gedanken an ein Ende von Preiserhöhungen zu. Im Gegenteil, die Prognosen für Zellstoffpreise gehen weiter in die Höhe. Zudem verursachen hohe Rohölpreise Kostensteigerungen in der Logistik. Nein, leider ist hier kein Ende in Sicht.

Wischmann: Die letzten wie auch aktuellen Preiserhöhungen der Industrie gründen sich im wesentlichen auf anhaltende Rohstoff- und Energiekostensteigerungen. Hinzu kommt, das weitere Produktionskapazitäten aus dem Markt gehen und sich auch bereits die ersten, saisonüblichen Maschinenwartungen (-abstellungen) ankündigen. Nicht zuletzt macht die aktuelle Währungskorrelation Euro-Dollar Papierexporte für die europäischen Hersteller interessanter, als hierzulande niedrigpreisig zu verkaufen. Wir gehen deshalb davon aus, dass die Preise weiter steigen werden und kommunizieren dies auch an unsere Kunden.

Nachhaltigkeit ist in aller Munde, gerade beim Thema Papier. Sind auf dem Markt überhaupt noch Papiere erhältlich, die keine Zertifizierung haben, woher kommen diese und sind sie empfehlenswert?

Geis: Ja, nach wie vor sind Papiere ohne Prüf- oder Umweltzeichen erhältlich. Zu berücksichtigen hierbei ist die weltweite Verfügbarkeit von zertifiziertem Zellstoff. Der Anteil an zertifizierten Wäldern steigt zwar kontinuierlich, kann aber noch lange nicht den weltweiten Bedarf abdecken. Weltweit gibt es derzeit circa 9 Prozent zertifizierte Waldflächen. Für Papiere ohne Zertifikate gibt es unterschiedlichste Quellen. Bei der Papierwahl sollte deshalb vor allem auf die Herkunft geachtet werden. Kommen die Papiere aus zertifizierten Produktionsstätten, ist der Bezug meist unbedenklich.

Wischmann: Angesichts der Vielzahl unterschiedlicher Umweltlabel und Zertifikate, die zudem meistens nur einen bestimmten Ausschnitt des ökologischen Gesamtprofils eines Papiers betreffen, ist diese Frage nicht einfach zu beantworten. In der Tat sind heute schätzungsweise 90 Prozent aller Office-Papiere hinsichtlich ihrer Faserstoffherkunft Chain-of-Custody zertifiziert, und zwar ganz überwiegend gemäß FSC bzw. PEFC. Das gilt auch für Material, das von außerhalb Europas, zum Beispiel aus südamerikanischen Plantagen stammt, und hier von europäischen Fabriken verarbeitet wird. Oder für Papiere, die in diesen Ländern produziert werden. Fast alle modernen Fabriken arbeiten weltweit gemäß ISO 9001- und 14001-Qualitäts- und Umweltstandards, einige sogar nach EMAS. Das momentan vielleicht strengste umfassende Umweltlabel für Frischfaserpapiere, das EU-Eco-Label, bekannt als Umwelt-Blume, gewinnt auch rasch an Verbreitung – vom Blauen Engel einmal abgesehen, der ja nur für Recyclingpapiere gilt. Kann ein Lieferant zu den vorgenannten Punkten keine entsprechenden Nachweise vorlegen, sollte man besser vom Kauf absehen. Interessant ist, dass die meisten dieser Label bereits seit Jahren in der Papierbranche üblich sind. Green Office ist also bei Office-Papieren nicht ganz so neu.

Was sollte der Einkäufer vor der Entscheidung für ein bestimmtes Marken-/Büropapier unbedingt beachten?

Geis: Unbedenklich und am einfachsten ist der Bezug von zertifizierten Produkten. Ansonsten sollte bei der Papierwahl auf eine zertifizierte Herstellungsstätte geachtet werden. Produktionsstätten können nach FSC, PEFC, EU-Eco-Label sowie Qualitäts- und Umweltmanagementsystemen (ISO 9001 oder 14001) ausgezeichnet sein. Standorte, die solche Zertifizierungen tragen, achten bei der Produktion von nicht zertifizierten Produkten auch auf die Herkunft der Rohstoffe. Für ‚Zellstoff aus kontrollierten Wäldern‘ gibt es beispielsweise fest hinterlegte Standards.

Wischmann: Neben einer für die jeweiligen Anwendungen angepassten Qualität – ein Economy-Papier hat eben hinsichtlich Look-and-Feel aber auch technisch seine Grenzen – wäre eine umfassende ökologische Bewertung der infragekommenden Papiere bedenkenswert. Dazu gehören vor allem gute Ergebnisse bei Faserherkunft, CO2-Emissionen, Gewässerbelastung und Abfallaufkommen. Unsere neuen Inapa-tecno-Papiere geben hier, bislang als einzige im Markt, genaue Auskunft inklusive Bewertung auf jeder Verpackung. Im übrigen empfiehlt sich die Nutzung des WWF-Check-Your-Paper-Tools, das zwar ein bisschen sperrig ist, aber eine gute ökologische Gesamtbewertung ermöglicht. Bei Verarbeitung größerer Mengen auf Highspeed-Maschinen sind Tests üblich und unerlässlich. Gleiches gilt für Spezialpapiere für Farbdruck-Anwendungen.

Was gibts sonst Neues in der Papierwelt?

Geis: Derzeit können wir zwei Haupttrends verzeichnen: Zum einen der anhaltende Umwelttrend. Deswegen verfolgen wir auch weiterhin den kontinuierlichen Ausbau unseres Umweltsortimentes. Neu ist hier unser Angebot an hochwertigen Premiumpapieren. So gibt es beispielsweise Conqueror auch als Recyclingqualität in A4. Aber auch die Sortimente Olin und Opale, beide im Großformat erhältlich, beinhalten Recyclingqualitäten. Cyclus ist ein 100-prozentiges Recyclingpapier mit Blauem Engel und EU-Eco-Label. Selbstverständlich sind alle mit passenden Briefumschlägen erhältlich. Zum anderen wird unsere Kommunikation immer schnelllebiger und zielgerichteter. Damit rückt das Thema Digitaldruck immer weiter in den Vordergrund. Dafür haben wir unsere Image-Range um SRA3-Formate erweitert und Color Copy Indigo für die Anwendung auf HP-Indigo-Maschinen in unser Sortiment aufgenommen.

Wischmann: Recyclingpapiere erleben ein Revival. Zunehmend auch als sogenannte Hybridpapiere, bei denen anteilig Altpapier eingesetzt wird. Das kann dort sinnvoll sein, wo ein anspruchsvolles Papier hoher Weiße nach wie vor erste Wahl ist, aber trotzdem möglichst ökologisch eingekauft werden soll. Zunehmend erobern auch Papiere unterhalb des Standard-Flächengewichts von 80 g/m2 den Markt. Sie haben nicht nur ökologische Vorteile – weniger Rohstoffeinsatz und weniger Abfallaufkommen, sondern performen auch technisch und hinsichtlich der Druckresultate sehr gut. Sie sind heute in nahezu allen Marken-Sortimenten, wie auch bei unserem Inapa-tecno-Programm, vertreten. Ich denke, wir werden weitere Innovationen zum Beispiel mit neuen, atypischen Rezepturen etc. sehen. Tendenziell wird Papier eher nicht billiger werden. Preisdumping entspricht meines Erachtens auch nicht dem wirklichen Wert von Papier. Sei es als Kulturgut und leistungsfähiger Informationsträger, sei es unter dem Aspekt eines schonenden Umgangs mit den natürlichen Ressourcen. Hier weist ein überlegter Papierseinsatz den richtigen Weg.

www.antalis.de, www.papierunion.de

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