C.ebra

Schon wieder dicke Luft

Die Diskussion um gesundheitsschädigende Emissionen aus Laserdruckern gewinnt durch eine neue Untersuchung sowie entsprechende Medienberichte wieder an Fahrt. Der Bitkom hat einen Katalog mit FAQs veröffentlicht.

Die Diskussion ist nicht neu. Bereits 2007 hatten Wissenschaftler der Universität Freiburg für das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) die sogenannte „Tonerstudie“ erarbeitet. Laut der Studie, die weitere Untersuchungen zur Thematik empfiehlt, sind Gesundheitsschäden durch Tonerstaub nicht auszuschließen. 2008 hatte dann eine Studie der Universität Rostock die Diskussion um gesundheitliche Risiken durch Tonerpatronen in Laserdruckern und Kopierern erneut entfacht. Die Untersuchung einer Doktorandin hatte ergeben, dass Tonerstaub Krebserkrankungen verursachen kann. Durch eine neue Untersuchung des Instituts für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene am Universitätsklinikum Freiburg (IUK) und entsprechende Medienberichte ist das Thema Emissionen aus Laserdruckern in den vergangenen Wochen wieder zunehmend ins öffentliche Bewusstsein gerückt.

Auch die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAUA) hat unter dem Titel „Tonerstaubbelastung am Arbeitsplatz vermeiden“ ein Faltblatt mit Empfehlungen herausgegeben.
Auch die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAUA) hat unter dem Titel „Tonerstaubbelastung am Arbeitsplatz vermeiden“ ein Faltblatt mit Empfehlungen herausgegeben.

Eigenen Angaben zufolge haben die Freiburger Forscher nachgewiesen, dass Lungenzellen genetische Schäden aufweisen, wenn sie den Emissionen der Geräte ausgesetzt werden. Die feinen Partikel aus Kopierern und Laserdruckern können nach Ansicht der Wissenschaftler Krebs verursachen. „Es kann passieren, dass die Zelle zu einer Tumorzelle transformiert wird. Das ist sehr ernst zu nehmen“, sagte Professor Volker Mersch-Sundermann, Ärztlicher Direktor des Instituts für Umweltwissenschaften der Uniklinik Freiburg, gegenüber Medienvertretern. Die Ergebnisse der Untersuchung sind bisher noch nicht veröffentlicht. Die Forscher betonten, weitere Studien seien nötig, um das Gesundheitsrisiko näher zu untersuchen.

Der Branchenverband Bitkom als Vertretung der Hersteller sieht die Sicherheit von Laserdrucksystemen durch Zellforschungen des IUK Freiburg nicht in Frage gestellt. Aus den Ergebnissen aktueller Zelltests ließen sich keine Gesundheitsrisiken bei bestimmungsgemäßen Gebrauch der Geräte ableiten. Unter bestimmungsgemäßem Gebrauch wird das Einhalten der Vorgaben in Benutzerhandbüchern, Sicherheitsdatenblättern und anderen Herstellerpublikationen zusammengefasst. Wichtige Punkte umfassen: Angaben zum Aufstellen der Geräte, zu Betrieb und Wartung, zu maximalem Druckvolumen, zu Tonern und anderen Druckzubehörprodukten wie vom Hersteller vorgeschrieben. Im Gegensatz zu den etablierten Prüfkammermessungen und umfassenden gesundheitsrelevanten Bewertungsverfahren seien Anwendbarkeit und Aussagekraft der vorgestellten Labortestverfahren zudem wissenschaftlich nicht geklärt, so der Branchenverband. Das Institut habe lediglich erste Zwischenergebnisse einer Untersuchung vorgestellt, die wissenschaftliche Publikation der Studie stehe noch aus. Entsprechend weist der Bitkom darauf hin, dass Spekulationen und eine Verunsicherung von Benutzern auf Grundlage bisher nicht publizierter Zelltestergebnisse dringend zu vermeiden sind. Ende März hat der Branchenverband zudem einen zehnseitigen Katalog mit häufig gestellten Fragen zum Thema „Benutzersicherheit von Laserdruck- und Kopiersystemen“ veröffentlicht. Dieser beantwortet Fragen zu den Themen: Wie sicher sind Toner für Laserdruck- und Kopiersysteme, bergen die Emissionen Gesundheitsrisiken für Benutzer oder sind zusätzliche Partikelfilter nötig?

„Es kann passieren, dass die Zelle zu einer Tumorzelle transformiert wird“, sagte Professor Volker Mersch-Sundermann.
„Es kann passieren, dass die Zelle zu einer Tumorzelle transformiert wird“, sagte Professor Volker Mersch-Sundermann.

Bereits im November 2009 hatte auch die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAUA) unter dem Titel „Tonerstaubbelastung am Arbeitsplatz vermeiden“ ein Faltblatt mit Empfehlungen zum Umgang mit Laserdruckern und Kopierern herausgegeben. Das Merkblatt fasst zusammen, wie im Arbeitsalltag die Belastung durch von Laserdruckern freigesetzten Tonerstaub so gering wie möglich gehalten werden kann. Neben den Rahmenbedingungen für den Arbeitsplatz werden auch die Anforderungen an die Geräte und die Verbrauchsmaterialien beschrieben. Neben der Auswahl emissionsarmer Geräte, die beispielsweise von der Jury Umweltzeichen des RAL (Deutsches Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung e.V.) in Zusammenarbeit mit dem Umweltbundesamt durch das Umweltzeichen Blauer Engel ausgezeichnet wurden, gibt die Broschüre Tipps zu Tonerwechsel, Wartung und Reinigung. Zudem beschreibt das Infoblatt die Anforderungen an den Arbeitsplatz und empfiehlt Drucker und Kopiergeräte in gut belüfteten Räumen aufzustellen. Die Aufstellung in „Sozialräumen“, in denen gegessen und getrunken wird, sei zu vermeiden.

Die Verunsicherung ist groß

Kein schöner Anblick: Filter nach einjährigem Gebrauch
Kein schöner Anblick: Filter nach einjährigem Gebrauch

Trotz aller Aufklärungsbemühungen bleibt die Verunsicherung bei den Verbrauchern groß. Eine Forsa-Umfrage offenbart Wissenslücken zum Thema Laserdrucker-Emissionen. 78 Prozent der Umfrageteilnehmer fühlen sich unzureichend über das Feinstaubrisiko von Laserdruckern und mögliche Gesundheitsschäden informiert. Das ergab die repräsentative Umfrage im Auftrag von Tesa unter 1000 Internetnutzern zwischen 25 und 55 Jahren. Noch größere Unsicherheiten gibt es bei den möglichen Schutzmaßnahmen. So wissen 87 Prozent der Befragten nicht, wie sie sich vor Feinstaub aus Laserdruckern schützen können. Hilfe versprechen hier diverse Feinstaubfilter, die die Partikel aus der Abluft der Geräte filtern. In Kooperation mit dem Filterspezialisten Freudenberg Filtration Technologies bietet beispielsweise Tesa SE den Feinstaubfilter „tesa Clean Air“. Das Produkt ist vom TÜV Nord untersucht und zertifiziert und senkt nach Angaben des Herstellers den Feinstaubausstoß um bis zu 94 Prozent. Er besteht aus einem dreilagigen Spezialvlies, das sogar kleinste Stäube filtert, die als besonders gesundheitsgefährdend gelten.

Der Filter „Clean Office“ des Hamburger Spezialisten Riensch & Held verfügt zudem über eine elektrostatisch geladene Wabenstruktur und soll so die Abluft von Laserdruckern und Kopierern von Feinstäuben befreien. Das Feinstaubfilter-Angebot von Riensch & Held für Laserdrucker und Laserkopierer wurde unlängst um eine Variante erweitert, die verschiedene bedenkliche Stoffe und unangenehme Gerüche filtern soll. Der „Clean Office Carbon“ besteht neben dem elektrostatisch geladenen Filtermaterial gegen Feinstäube zusätzlich aus einer Schicht Aktivkohle.

Dritter Anbieter ist das österreichische Unternehmen Dexwet. Die Dexwet-Filter arbeiten mit feinen Faser- und Plastikstäben, die mit einer Flüssigkeit getränkt und befeuchtet sind und die die Partikel effizient und nachhaltig binden sollen. Die Filtersysteme sind von der Landesgewerbeanstalt in Nürnberg (LGA) zertifiziert und vom Österreichischen Forschungsinstitut (OFI) geprüft.

Wie wirksam die Filter sind, wird derzeit von verschiedenen Stellen darunter auch dem Umweltbundesamt (UBA) untersucht. In einem aktuellen Infobrief kommt das UBA zu dem Schluss, dass „Filter durchaus eine Technik sind, Partikelemissionen aus Laserdruckern zu beschränken“. Die Filter seien in Abhängigkeit zur Filtergröße jedoch unterschiedlich effektiv. Bislang noch nicht untersucht sei, inwieweit die Ergebnisse für alle handelsüblichen Laserdrucker gelten. Denn je nach Druckertyp können die Zusammensetzung der Abluft sowie die Abluftführung variieren. So gelte bislang lediglich die Aussage, dass ein Filter in der Lage sein kann, einen Großteil eines vom Drucker emittierten Feinstaubes zu entfernen. Die bedeutet aber nicht, dass der Filter bei allen Druckern und für alle Partikelgrößenbereiche Wirkung zeige.

www.baua.de, www.bitkom.org, www.umweltbundesamt.de, www.uniklinik-freiburg.de/iuk

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