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Toner-Plagiate fluten den Markt

Der Kauf von Tonerkartuschen zählt für viele Einkäufer zum täglichen Geschäft. Allerdings sind immer mehr illegale Produkte in Form von nicht genehmigten Nachbauten auf dem Markt, warnt der Branchenverband Etira.

Vom Original und der legalen Recyclingware nur nach kritischer Prüfung zu unterscheiden: Nachbauten von Tonerkartuschen tarnen sich geschickt, um ihre Herkunft zu vertuschen.
Vom Original und der legalen Recyclingware nur nach kritischer Prüfung zu unterscheiden: Nachbauten von Tonerkartuschen tarnen sich geschickt, um ihre Herkunft zu vertuschen.

Auf der internationalen Leitmesse für Büroartikel, der Paperworld in Frankfurt, inspiziert der Zoll alljährlich zu Messebeginn die Produkte der Aussteller auf Plagiate. Auch Tonerkartuschen sind im Visier der Fahnder, denn sie zu plagiieren, heißt für die Fälscher einen Massenmarkt anzuzapfen und lukrative Geschäfte zu machen. Doch die Ware als „Original“ auszugeben und sich mit Größen wie HP oder Canon anzulegen, wagen die wenigsten von ihnen. Sie bringen ihre Kopien lieber als Recyclingprodukt in den Markt, denn die wiederaufbereitete Tonerkartusche gilt rechtlich als „zulässige Reparatur“.

Daher geht es beim Thema Tonerplagiate vor allem um illegale Nachbauten. Für den Einkäufer sind sie eine verführerische Option: Sie sind deutlich billiger als legale Ware. Selbst große Behörden und öffentliche Einrichtungen sind schon auf gefälschte Ware reingefallen. Publik wurde beispielsweise der Fall der Stadt Düsseldorf, die im großen Stil auf angeblich recycelte Ware hereingefallen war. Selbst beim Deutschen Bundestag wurden illegale Nachbauten gefunden.

Es sei wichtig zu wissen, dass Händler, aber auch Einkäufer, sich strafbar machen können, wenn sie illegale Toner erwerben, warnt Christian Wernhart, Präsident der Vereinigung europäischer Recycler von Tonerkartuschen und Tintenpatronen Etira und Vorstand des Recyclingkartuschen-Anbieters Embatex. Sie seien in der Pflicht, die Ware und ihren Lieferanten sorgfältig zu prüfen. Der „nächsthöheren“ Instanz blind zu vertrauen, sei zumindest fahrlässig.

Fast 50 Prozent

Auch wenn davon in der Tagespresse nicht so prominent berichtet wird wie über gefälschte Markenware im Bereich Zigaretten, Elektronik, Schuhe oder Mode – die Verbreitung illegaler Hardcopy-Clones hat in Europa Ausmaße angenommen, die Originalhersteller und die Produzenten legaler Recyclingware bereits massiv schädigen. „Wenn man Süd- und Osteuropa mit einrechnet, dann geht der Anteil der Hardcopy-Klone in Europa schon in Richtung 50 Prozent“, schätzt Christian Wernhart. Hersteller wie Lexmark, Canon oder Samsung gehen regelmäßig mit Klagen gegen Händler und Unternehmen vor, die Patente verletzen. In neun von zehn Fällen reicht ein einziger Anwaltsbrief, um den Händler vom Handeln mit der illegalen Ware abzuhalten. Erst, wenn sich ein Händler weigert, geht der OEM-Hersteller mit gerichtlichen Schritten gegen den Händler vor und der Fall wird publik. In Osteuropa sind illegale Produkte längst gang und gäbe. Patentrechtsverletzungen werden von den Behörden offensichtlich nicht so nachhaltig verfolgt wie in Ländern wie Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Fragwürdige Qualität

Es gibt sowohl Ware, die sich fälschlich als Originalkartusche ausgibt, wie auch illegale Neubauten von Kartuschen, die als „Recycling“ deklariert auf den Markt kommen. Während die legale Recyclingkartusche aus einer gesammelten, gereinigten, erneuerten und wiederbefüllten OEM-Kartusche besteht, wird die illegale Nachbau-Kartusche – einfacher und billiger – von Grund auf neu gebaut, meist in Fernost. Für Aufsehen sorgte im Juli die Entdeckung einer Fälscherwerkstatt mitten im Rhein-Main-Gebiet, wo im großen Stil Nachbauten hergestellt wurden. Das Problem für den Einkäufer: Toner und Gehäuse, Mechanik und Elektronik sind in diesen Fällen von unbekannter Güte, ganz zu schweigen von der Toner-Menge. Vor allem aber handelt es sich um Schwarzware, weil der Neubau patentrechtlich nicht gestattet und das behauptete Recycling eine Irreführung des Käufers ist.

Die Originalhersteller lassen sich einiges einfallen, um den Schwarzhandel zu unterbinden: Lexmark hat Ende Juni eine App für Smartphones und Tablet-PCs vorgestellt, mit der Kunden überprüfen können, ob es sich um eine Original-Tintenpatrone handelt. Hewlett-Packard stattet seit Neuestem seine Toner-Verpackungen zusätzlich zum Authentication-Etikett mit einem QR-Code aus. Dadurch sollen sich Original-HP-Produkte einfacher und schneller von Fälschungen unterscheiden lassen. Um die Echtheit zu überprüfen, scannt man den aufgedruckten Sicherheitscode mit einem QR-Codeleser des Smartphones. Eine absolut verlässliche Kennzeichnung von legaler Ware gibt es allerdings nicht. Logos, Zertifikate, ISO-Normen können gefälscht werden, wie auch das Beispiel der Fälscherwerkstatt in Deutschland zeigte. Was gilt es also zu beachten? Zunächst sollte sich der Einkäufer der Konsequenzen bewusst sein, die das Kaufen mit patentrechtsverletzender Ware hat. Er sollte mit vertrauenswürdigen Partnern zusammenarbeiten, und doch nicht zu vertrauensselig sein. Schließlich können auch dem Händler Fehler unterlaufen. Ware aus zweifelhafter Herkunft zu erwerben, kann man nicht empfehlen. Und vor allem: Extrem günstige Angebote müssen immer eine Warnung sein.

Wie man illegale Nachbauten erkennt

Die Preise am Markt für Recyclingkartuschen differieren von Anbieter zu Anbieter nur wenig. Ein Schnäppchenausreißer nach unten (beispielsweise minus 50 Prozent) ist ein klares Indiz für eine fragwürdige Herkunft, weil schon das Leergut oft zu solchen Preisen gehandelt wird.

Recyclingware kann erst zwölf bis 15 Monate nach der Neuvorstellung eines neuen Druckers auf dem Markt sein, weil erst dann ausreichend Leergut für eine legale Wiederaufbereitung zur Verfügung steht. Wer also schon kurz nach der Neuvorstellung eines Gerätes günstige Recycling-Toner anbietet, handelt wahrscheinlich mit neuhergestellten Produkten, die Patente verletzen.

Wenn man eine legale Recycling-Kartusche in Augenschein nimmt, sieht man Verschleißspuren. Ein illegaler Nachbau besitzt keinerlei solcher Indizien, dass er schon einmal in Verwendung war. Er wirkt wie neu.

Das legale Wiederaufbereiten einer Kartusche erfordert, dass der Recycler das OEM-Logo entfernt, so wird der Markenaufkleber abgelöst und Hinweise wie „Made in...“ abgeschliffen, die Schleifstellen bleiben sichtbar. Die Kartusche wird mit einem Aufkleber des Recyclers versehen. Der illegale Nachbau besitzt keine Schleifstellen aus einem Recyclingprozess.

Auch echte OEM-Ware enthält eine Reihe von Merkmalen: Marken-Logo des Herstellers, ein Hinweis „Made in ...“, gegebenenfalls Sicherheitsaufkleber mit Hologramm. Illegale Nachbauten wirken meist neutral, sie wollen den Anschein von legaler recycelter Ware erwecken.

 

www.etira.org

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