Ein Blick hinter die Kulissen: Zu Besuch in der Dauphin Produktschmiede
- 25.08.2017
- Unternehmen
Entwicklung, Design und Qualitätskontrolle sind die Hauptaufgaben der Dauphin Entwicklungs- und Beteiligungs GmbH, kurz "E + B", ein Unternehmen des Büromöbelanbieters Dauphin HumanDesign Group mit Sitz im fränkischen Hersbruck, nahe der Firmenzentrale in Offenhausen. Das kleine fränkische Städtchen mit mittelalterlichem Flair ist Urlaubsziel für viele Radwanderer, die die historische Altstadt besuchen und sich vom Charme der gepflegten Fachwerkhäuser und den gastronomischen Angeboten einfangen lassen. Hier steht die Region im Fokus, man setzt auf Entschleunigung und Nachhaltigkeit.
Dass am Rande dieses Kleinodes so viel Innovationskraft zu finden ist, überrascht auf den ersten Blick. Auf den zweiten Blick verbinden sich die Welten aus Tradition und moderner Technik spätestens, wenn man das Gebäude der "Dauphin Speed Event" betritt, das neben der Event-Location für bis zu 500 Personen ein Oldtimermuseum beherbergt – die persönliche Sammlung des Firmengründers Friedrich-Wilhelm Dauphin. Hier versammeln sich über 160 europäische Rennklassiker, auf der Galerie reihen sich knapp 300 Motorrad-Raritäten. Eigentlich genau die richtige Umgebung für die Dauphin-Kreativabteilung, die sich im Nebengeäude befindet.
Hier arbeiten Designer, Konstrukteure und Ingenieure Hand in Hand, um Produktideen zu entwickeln, zu testen und Prototypen für die Serienproduktion zu bauen. Es wird gezeichnet, 3-D-simuliert, genäht, gehämmert, gepolstert, fotografiert, wieder verworfen und neu konzipiert. Woher die Ideen für neue Produkte denn kommen, wollten wir wissen.
Das sei unterschiedlich, erklärt uns der Entwicklungschef. Ganz pragmatisch zum Beispiel, wenn intern ein konkreter Bedarf erkannt wird, etwa um Sortimentslücken zu schließen oder bestehende Produkte zu ersetzen, die nicht mehr den aktuellen Marktanforderungen entsprechen. Andererseits würden internationale Markttrends eine große Rolle spielen, die die Entwicklung neuer Produktlösungen notwendig machen. So basiere das Lounge- und Cocooning-Möbelprogramm "Dauphin Atelier" etwa auf der Marktentwicklung hin zu modernen Open-Space-Landschaften mit sogenannten Mittelzonen oder "Community Areas", die Rückzugorte für konzentrierte Einzelarbeit oder ungestörte Pausen erfordern.
Welche Produktideen letztendlich weiterverfolgt werden, entscheidet ein Produktausschuss, der interdisziplinär besetzt ist. Über die jeweilige Produktidee werde zunächst in großer Runde diskutiert und abschließend abgestimmt, ob eine Umsetzung sinnvoll erscheint. Umgesetzt werden dann die Produktideen, die nicht nur den Produktausschuss überzeugen konnten, sondern auch vorab definierte Kriterien hinsichtlich Wirtschaftlichkeit und Marktfähigkeit erfüllen. Wichtig sei hierbei zum Beispiel die Frage, ob das Produkt auf dem Markt zu einem wettbewerbsfähigen Preis angeboten werden könne oder ob das Produktkonzept dem Marktpotenzial entspricht.
Von der Idee bis zur Umsetzung
Am Anfang der Neuentwicklung steht die Idee. Findet das Produktkonzept die Zustimmung des Produktausschusses, wird im nächsten Schritt das Entwicklungskonzept erarbeitet. Darauf basierend wird ein Pflichtenheft für den Designer erstellt, in dem alle Wünsche und Anforderungen an die Neuheit erfasst werden. Während des Design-Findungsprozesses kann der Designer Einfluss darauf nehmen und seine Ergänzungen und Ideen einbringen. Nach Verabschiedung des finalen Designentwurfes erfolgt die Umsetzung der Design- und Funktions-Prototypen. Nach deren Freigabe folgt im nächsten Schritt die Detailkonstruktion für den Werkzeugbau. Im Anschluss wird dann die Serienfreigabe beschlossen. Dieser Entwicklungsprozess ist im Dauphin-Qualitätsmanagement klar definiert. Im Falle der Produktlinie „Dauphin Atelier“ entstand das Grundkonzept für das Produkt bei den Kollegen von Dauphin North America. Die weitere Ausarbeitung (wie Anpassung an europäische Maße und Normvorgaben) erfolgte dann bei "E + B" in Hersbruck.
In eineinhalb Jahren zum neuen Bürodrehstuhl
Der Entwicklungsprozess wird von einem interdisziplinären Team begleitet, welches sich aus Vertretern der Bereiche Geschäftsführung, Vertrieb, Produktmanagement, Einkauf, Design, technische Entwicklung, Ergonomie-Beratung und Marketing zusammensetzt. Das Team wird fallweise durch externe Designpartner ergänzt. Die Dauer der Umsetzung ist abhängig von der Komplexität des Produktes. Bei der Neuentwicklung eines Bürodrehstuhls beträgt diese durchschnittlich 1,5 Jahre.
Derzeit arbeiten bei der Dauphin Entwicklungs- und Beteiligungs GmbH zwei angestellte Designer. Man versucht daher, möglichst viele Projekte auch inhouse umzusetzen. Die Entwicklung des Cocooning-Möbels "Dauphin Atelier" wurde durch die Designabteilung von Dauphin North America begonnen und dann von der internen Designerin Jessica Engelhardt weiter betreut. Sollten die eigenen Kapazitäten nicht ausreichen, werden externe Designpartner, wie etwa Martin Ballendat engagiert, der bereits viele Neuheiten für Dauphin entwickelt hat. Externe Designer kommen bevorzugt dann zum Einsatz, wenn für eine Entwicklung eine besondere Expertise oder handwerkliche Kompetenz notwendig ist.
Grundsätzlich spiele der Qualitätsfaktor bei der Entwicklung eine ganz wesentliche Rolle und sei daher bereits wichtiger Bestandteil des Pflichtenhefts. Dies erfolgt zum Beispiel durch entsprechende Vorgaben hinsichtlich Sortenreinheit der Materialien, Festigkeit oder Oberflächenqualität. Die Einhaltung der jeweiligen Qualitätsvorgaben wird bei den Treffen des Produktausschusses regelmäßig geprüft.