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Wertebarometer des deutschen Mittelstands - TNS Emnid-Studie
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"Unkaputtbar": Das Wertebarometer des Mittelstands

Die Stimmung schwankt: Wie die Führungsetage deutscher KMU den Status quo und die Zukunft des Mittelstands bewertet zeigt eine TNS Emnid-Studie im Auftrag der Anbietersuche "Wer liefert Was?"

Hochwertig, grundzuverlässig und schier unkaputtbar: So schätzen die Geschäftsführer deutscher KMU aktuell den Mittelstand ein, wenn man sie danach fragt, welche Werte ihm zugeschrieben werden. Denn die Plätze 1 bis 3 belegen Qualität (92 Prozent), Verlässlichkeit (89 Prozent) und Beständigkeit (70 Prozent). Auf den hintersten Plätzen 9 und 10 landen Fairness/ethische Standards sowie Leidenschaft.

Doch durch den internationalen Wettbewerb sehen sich 81 Prozent unter immer höherem Kostendruck, 43 Prozent befürchten, dass die Werte des Mittelstands aufgeweicht werden und jeder Dritte denkt, dass das Siegel "Made in Germany" langfristig an Bedeutung verlieren wird. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie von TNS Emnid unter tausend Geschäftsführern deutscher KMU im Auftrag der Anbietersuche "Wer liefert was".

Der Innovationsdruck wird immer stärker

Seit Jahrzehnten stehen die Werte "Qualität" und "Verlässlichkeit" in der ganzen Welt für das Streben der Deutschen nach Leistungsstärke und werden vom Mittelstand gelebt. Sie spiegeln zudem seine Gefühlslage wider: Die Wirtschaft befindet sich im Aufschwung, die Binnennachfrage ist stark und das Selbstverständnis des Mittelstands fußt auf diesen Wertesäulen der sozialen Marktwirtschaft. Zudem sind sie für mehr als die Hälfte der Befragten auch Voraussetzung für eine Geschäftsbeziehung sowie untrennbar mit dem Unternehmenserfolg verbunden. Für 46 Prozent sind sie gar Teil der Unternehmenskultur.

"Qualität und Verlässlichkeit sind die DNA und das Erfolgsgeheimnis des deutschen Mittelstands, stehen aber insbesondere vor dem Hintergrund der Digitalisierung auf dem Prüfstand", sagt Peter F. Schmid, CEO der Business-Suchmaschine. "Denn die Zeiten ändern sich immer schneller, der Entwicklungs- und Innovationsdruck wird immer größer und diesem langfristig gerecht zu werden, erfordert ein Umdenken."

Widerspruch: "Deutsche Wertarbeit" hat trotz Kostendruck Bestand

Einige Ergebnisse der Studie sind von daher interessant, dass sie nicht auf Anhieb miteinander in Einklang zu bringen sind: So glauben einerseits rund 90 Prozent der Geschäftsführer fest daran, dass das Qualitätsmerkmal "Deutsche Wertarbeit" in den kommenden zehn Jahren noch Bestand haben wird. Andererseits ist der Kostendruck für über 80 Prozent aber die nachhaltigste Auswirkung der Internationalisierung – gefolgt vom Innovationsdruck, der für 75 Prozent einschneidend ist. Schmid: "Deshalb sind die Entscheider aufgerufen, neue Wege zu gehen und die Stärken des Mittelstands weiterzuentwickeln, insbesondere vor dem Hintergrund der Digitalisierung. Sonst verschenken wir auch volkswirtschaftlich betrachtet Produktivitätssteigerungspotenzial in Milliardenhöhe."

Eine Herausforderung, vor der in jüngster Zeit immer mehr deutsche Unternehmen stehen, ist die der Unternehmensnachfolge. Denn: Immer weniger derer, die in die Fußstapfen eines Inhabers treten möchten oder können, stehen bereit. Vor diesem Hintergrund ist die Aussage von 45 Prozent der Befragten interessant, die sagen: "Die Internationalisierung führt dazu, dass bei der Unternehmensnachfolge im deutschen Mittelstand Kandidaten aus dem Ausland attraktiv sind."  Das ist auch insoweit spannend, weil es zeigt: Der Mittelstand ist entgegen landläufiger Meinung offen für Nachrücker aus anderen Ländern und sieht hier eine Chance für die Zukunft. Impliziert wäre in diese Veränderung auch der Einfluss anderer Werte auf den deutschen Mittelstand.  

"Qualität" und "Innovation": Gegenpole?

"Blickt man auf die ‚Innovationskraft’, die von nur sechs Prozent als wichtigster Wert, ,Qualität’ aber von 43 Prozent als Hauptwert des Mittelstands gesehen werden, so scheinen die Befragten beide Werte als Gegenpole wahrzunehmen", sagt Schmid. "Es braucht aber beide, um zukünftig volles Potenzial zu entfalten." Denn der Innovationsdruck, den 75 Prozent als Folge des internationalen Wettbewerbs spüren, wird gerade mit Blick auf den Fortschritt in anderen Ländern immer stärker. Mehr als jeder Vierte (28 Prozent) hat beispielsweise Angst, dass die Konkurrenz aus Asien den deutschen Mittelstand überholen wird.

Je stärker der Innovationsdruck, umso höher ist in der Regel die Bedeutung des Spezialwissens, das in Unternehmen vorhanden sein sollte. Doch hier sehen die Geschäftsführer der KMU heute noch keine Verschiebung der Werte. So wird "Spezialwissen" nur von drei Prozent als wichtigster Wert gesehen. Schmid: "Spezialwissen – und damit speziell ausgebildete Fachkräfte, an denen es auf dem Arbeitsmarkt mangelt – und Innovationen sind wechselseitig zu sehen: Das eine bedingt das andere und umgekehrt. Umso erfreulicher ist deshalb, dass immerhin 56 Prozent im kommenden Geschäftsjahr verstärkt in Fachkräfte investieren werden – aber nur jeder Dritte in ,Betriebsinterne Digitalisierung’".  

Selbst- und Marktwahrnehmung driften auseinander

Selbstbewusst sagen 86 Prozent der Entscheider, dass sie sich auf die Umwälzungen bzgl. digitaler Wertschöpfungsketten sowie digitaler Informations- und Kommunikationstechnologien persönlich gut vorbereitet fühlen. Sollen sie jedoch den Stand der Vorbereitung des Mittelstands allgemein bewerten, sagen nur 54 Prozent, er sei gut, aber 36 Prozent, er sei nicht gut vorbereitet. Das ist mehr als jeder Dritte, der die Lage als schlecht einschätzt und damit ein eklatanter Unterschied zur Selbsteinschätzung.

Schmid: "Umso dringlicher ist nun die Aufgabe jedes einzelnen, vor der eigenen Haustür zu kehren und sich zu fragen: Kann mein Unternehmen den Megatrend Digitalisierung wirklich mitgehen oder müssen wir noch an wichtigen Stellschrauben drehen?"

Bedenkenträger: Die deutsche Scheu vor der Digitalisierung

Jeder fünfte Geschäftsführer glaubt, dass die Digitalisierung eher Risiken als Chancen birgt. Nur 24 Prozent sehen digitale Innovationen (Industrie 4.0) als einen Bereich, in dem der Mittelstand in den kommenden zehn Jahren eine internationale Vorreiterrolle einnehmen und neue Märkte erschließen wird. "Hier wird deutlich, dass die Relevanz und das Potenzial, das die Industrie 4.0 bietet, nicht gesehen werden", so Schmid. "Und ausgerechnet in Feldern, die dem deutschen Mittelstand von der Politik auferlegt wurden und nicht aus dem Mittelstand heraus kamen, sehen die KMU-Entscheider eine internationale Vorreiterrolle in den kommenden zehn Jahren." So bewerten 53 Prozent den Umweltschutz, 47 Prozent die Energiewende und 43 Prozent das nachhaltige Wirtschaften als Pionierfelder des deutschen Mittelstands bis 2025. Schmid weiter: "Das sind auf jeden Fall Felder mit noch großem Potenzial, in denen Deutschland bereits weltweit Maßstäbe gesetzt hat."

www.wlw.de

 

 

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