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Delacamp: Wiederaufbereitung steht vor dem Reycling

Die Wiederaufbereitung von Tonerkartuschen ist ein Umweltthema, sagt unser Gastautor Volker Kappius, Vorstand des Distributors für Imaging-Komponenten Delacamp.

Idealerweise ist das Prinzip des Kreislaufs Ausgangspunkt bei der Entwicklung von Produkten
Idealerweise ist das Prinzip des Kreislaufs Ausgangspunkt bei der Entwicklung von Produkten

Er fordert: „Die Wiederverwendung muss vor dem Recycling stehen“, sonst gehe der grüne Gedanke verloren.Auch wenn nichtnachhaltige Wirtschaftssysteme, der Wohlstand der Industrieländer und die rasante Entwicklung der Schwellen- und Entwicklungsländer scheinbar etwas anderes suggerieren, so ist und bleibt es Fakt, dass natürliche Ressourcen wie Bodenschätze, Rohstoffe, Boden, Wasser und Luft begrenzt sind.

Diese Ressourcen sind die Grundlage unseres täglichen Lebensbedarfs und unseres Wohlstands. Leider nimmt die Nutzung und Verschwendung sowie die Konkurrenz um die immer knapper werdenden Ressourcen stetig zu. Bis Mitte dieses Jahrhunderts wird die Erdbevölkerung neuen Schätzungen zur Folge auf neun Milliarden Menschen anwachsen. Das bedeutet einen Zuwachs von rund 200 000 Menschen pro Tag. Aber es wächst nicht nur die Bevölkerung sondern auch der Pro-Kopf-Verbrauch von Rohstoffen. Das potenziert das Problem.

Aus diesem Grund haben die Vereinten Nationen das „Green Economy“ Umweltprogramm, die EU die Strategie „Europa 2020“ und den „Fahrplan für ein ressourcenschonendes Europa“ sowie der Bund das Deutsche Ressourceneffizienzprogramm (ProgRess) initiiert. Janez Potocnik, ehemaliger EU-Umweltkommissar, bringt es auf den Punkt: „Wir müssen es schaffen, mehr Nutzen aus jeder Tonne Rohstoff, jedem Joule Energie, jedem Hektar Land und jedem Kubikmeter Wasser zu ziehen. Und wir müssen Dinge wiederverwenden, sie reparieren und recyceln. Wir müssen von einem linearen Wirtschaftsmodell, in dem wir produzieren, verwenden und wegwerfen, zu einer Kreislaufwirtschaft kommen, bei der Abfälle aus einem Strom die Rohstoffe für einen anderen werden.“

In solch einem Wirtschaftssystem muss das Prinzip des Kreislaufs Ausgangspunkt bei der Entwicklung von Produkten sein. Die Produkte müssen in Hinblick auf Lebensdauer, Wiederverwendung, Instandsetzung, den Möglichkeiten zur Aufarbeitung und stofflichen Verwertung entsprechend ausgelegt werden. Hierbei sollte das klassische Recycling, nämlich das Zerlegen eines Produktes in seine Rohstoffe und die Zuführung der Rohstoffe zu einer Wiederverwertung, erst der letzte Schritt sein. Vor dem Recycling steht die Wiederaufbereitung und Instandsetzung. Nur so bleibt der Mehrwert, den das Produkt gegenüber seinen Rohstoffen hat, auch erhalten. Beim nachgelagerten Schritt, dem Recycling, geht dieser Mehrwert zwangsläufig verloren. Neuwagen werden ja auch nicht nach der Benutzung durch den ersten Eigentümer zerlegt und recycelt. Sie werden Instandgesetzt und dem Gebrauchtwagenmarkt zugeführt. Gleiches gilt für die Kartuschen von Arbeitsplatzdrucksystemen.

Delacamp Vorstand Volker Kappius
Delacamp Vorstand Volker Kappius

Hierzu hat auch die RAL in Ihrer Vergabegrundlage für das Umweltzeichen „Blauer Engel“ für Bürogeräte mit Druckfunktion (RAL-UZ171) strenge Anforderungen an die recyclinggerechte Konstruktion solcher Systeme und den in ihnen verwendeten Modulen formuliert. In der Vergabegrundlage wird betont, dass eine Wiederverwendung stets Vorrang vor einer Verwertung hat. Um die Wichtigkeit der Wiederaufbereitung zu unterstreichen, hat die RAL mit der RAL-UZ 177 sogar im August 2013 eine neue Vergabegrundlage für das Umweltzeichen „Blauer Engel“ für wiederaufbereitete Tonermodule erarbeitet. Als wiederaufbereitete Tonermodule gelten gemäß RAL-ZU 177 solche Module, die „ohne Tonerbefüllung zu mindestens 75 Prozent (Gewichtsprozent) aus wiederverwendeten Teilen bestehen. Ausgenommen sind Teile, die unmittelbar für die Druckqualität entscheidend sind (z.B. Fotoleitertrommeln).“ Vor dem Hintergrund des fast schon überlebenswichtigen Schwenks hin zu einer Kreislaufwirtschaft wird schnell klar, dass hier kein Platz für ressourcenintensive Nachbauten und Nicht-OEM Neukartuschen sein darf. Hierfür muss nicht einmal auf mögliche patentrechtliche Schwierigkeiten geschaut werden. Dieses gilt umso mehr, als dass diese Kartuschen auch noch auf eine ressourcenintensive Logistik aus Fernost angewiesen sind. Lokale Fertigung und Wiederaufbereitung sind hier klar im grünen Vorteil. Ressourcenschonung und lokale Wiederaufbereitung gehen Hand in Hand. Es ist schade, dass die aktuellen Aktivitäten einiger prominenter OEMs darauf ausgerichtet scheinen, die Wiederaufbereitung und Instandsetzung, trotz der weltweiten Bemühungen für eine Kreislaufwirtschaft, zu unterbinden. Hier wäre es Aufgabe des Dachverbandes der Wiederaufbereitungsindustrie gegenzusteuern. Leider scheint man sich dort ob der Marktmacht der OEMs allerdings uneinig. Daher ist es jetzt wichtiger als zuvor, dass die Verbraucher ein klares umweltbewusstes Zeichen setzten und wiederaufbereitete Tonerkartuschen aktiv nachfragen.

www.delacamp.com

 

 

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