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Herma plant am Standort Filderstadt Investitionen von über 100 Millionen Euro. Es sollen ein weiteres Beschichtungswerk für Haftmaterial und die weltweit modernsten Fertigungslinien für Etikettiermaschinen entstehen. (Bild: BFK Architekten, Stuttgart)
Herma plant am Standort Filderstadt Investitionen von über 100 Millionen Euro. Es sollen ein weiteres Beschichtungswerk für Haftmaterial und die weltweit modernsten Fertigungslinien für Etikettiermaschinen entstehen. (Bild: BFK Architekten, Stuttgart)

Nachgefragt: Großinvestition bei Herma

Der Hersteller von Haftmaterial und Etiketten Herma wächst in allen Geschäftsbereichen und plant aktuell die größte Investition der Unternehmensgeschichte. Geschäftsführer Sven Schneller beantwortet unsere Fragen.

Geschäftsführer Sven Schneller freut sich über stärkere Wachstumszahlen als für 2015 geplant – und den Sprung über die 300-Millionen-Euro-Marke beim Umsatz.
Geschäftsführer Sven Schneller freut sich über stärkere Wachstumszahlen als für 2015 geplant – und den Sprung über die 300-Millionen-Euro-Marke beim Umsatz.
Ihre Entscheidung zu dieser großen Investition verstehen wir mal so: Sie glauben fest an die Zukunft des Etiketts?

Vor etwa zehn Jahren hatte man das klassische Etikett bereits totgesagt, weil es durch Smart Labels oder Direktdruck ersetzt werden sollte. So kam es bei weitem nicht – 2015 haben wir mit Etiketten die größten Umsätze in unserer Unternehmensgeschichte gemacht. Als Datenträger und Funktionsmittel haben Etiketten also keineswegs ausgedient, denn in vielen Bereichen tun sich große Wachstumschancen auf. Der rasant wachsende Logistikbereich mit seiner Vielzahl an Versand- und Retourenetiketten ist nur ein Beispiel dafür. Und in immer mehr Ländern besteht die Pflicht, Arzneimittel gegen Manipulationen zu schützen. Ein effizientes Mittel dafür sind spezielle Verschlussetiketten. Etiketten sind als effizienter Informations- und Funktionsträger kaum zu ersetzen.

Weshalb plant Herma ausgerechnet jetzt den Ausbau seiner Kapazitäten?

Nun, wir müssen das Gesamtunternehmen Herma betrachten – wir wachsen in allen Geschäftsbereichen. Die weltweit starke Nachfrage nach Haftmaterial, Etiketten und Etikettiermaschinen reißt nicht ab. Wir knacken 2015 beim Umsatz die magische Marke von 300 Millionen Euro. Das ist mehr als wir geplant haben – denn 2014 lag der Umsatz noch bei 282 Millionen Euro, und der Plan sah eine Steigerung von lediglich 3,5 Prozent vor. Tatsächlich wachsen wir mehr als doppelt so stark. Das bedeutet allerdings auch, dass wir dringend unsere Kapazitäten erweitern müssen.

Wächst Herma so stark, weil Sie auf Innovationen setzen?

Innovationen spielen eine wichtige Rolle, wenn es um die Entwicklung des Haftmaterials geht. Das ist das Ausgangsmaterial für die Etikettenfertigung. Hier gehören wir zu den Technologieführern. Dieses Know-how ist insbesondere wichtig für industrielle Anforderungen. Aus einigen dieser Lösungen entstehen dann Produkte, die auch für Büro- oder Logistikanwendungen sehr interessant sind. So ist zum Beispiel unsere Outdoor-Folie entstanden. Das ist heute eines unserer meistverkauften Spezialmaterialien.

Das heißt außerhalb von Industrieanwendungen spielen Innovationen nur eine untergeordnete Rolle?

Wenn wir über Etiketten auf A4-Bogen reden, wie sie im Büro oder für die Logistik zum Einsatz kommen, dann kommt es weniger auf häufige Produktinnovationen an. Hier steht die zuverlässige Verfügbarkeit im Fokus. Das meine ich sowohl im Sinne von Lieferfähigkeit von ausgefallenen Varianten oder Materialien als auch im Sinne von Produktzuverlässigkeit. Gerade bei Logistikanwendungen steht die Etikettierung ja oftmals am Ende eines Verpackungs- und Versand-Prozesses. Wenn dort etwas nicht funktioniert, steht ein ganzes Logistikzentrum still.

Wie genau wird die Erweiterung aussehen?

Unsere neuen Produktionsanlagen entstehen auf dem Gelände, das wir Mitte 2015 unmittelbar neben unserem Hauptsitz erworben haben. Dort werden wir für eine Investitionssumme von 100 Millionen Euro ein weiteres, komplett neues Beschichtungswerk für Haftmaterial errichten. Außerdem werden wir die wohl weltweit modernsten Fertigungslinien für Etikettierer und Etikettiermaschinen realisieren. Mit diesem dreistelligen Millioneneinsatz sind wir bis auf weiteres wahrscheinlich der Investitionsführer unserer Branche im zentraleuropäischen Raum.

In welchem zeitlichen Rahmen wird dies passieren?

Der Baubeginn ist für 2017, die planmäßige Inbetriebnahme für 2019 vorgesehen. Diese Investition ist jedoch nur die erste Stufe eines Masterplans für das neue Gelände, der bis ins Jahr 2040 reicht. Mit der stufenweisen Realisierung dieses Plans haben wir die Chance, das Unternehmenswachstum am Standort Filderstadt über mehrere Generationen hinweg zu sichern.

Wollen Sie mit den neuen Kapazitäten dann auch neue Märkte erschließen?

Aktuell sind wir mit Haftmaterial und Etiketten hauptsächlich in Europa aktiv, und das wird auch unser Fokus bleiben. Das Potenzial, das hier vorhanden ist, können wir mit den neuen Kapazitäten noch besser ausschöpfen. Aber wir liefern auch jetzt schon Spezialmaterialien, etwa für Weinetiketten, nach Übersee – zum Beispiel nach Australien.

www.herma.de 

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