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Der Firmenhauptsitz in Stuttgart. Bild: Kaiser+Kraft
Der Firmenhauptsitz in Stuttgart. Bild: Kaiser+Kraft

Kaiser+Kraft: "Sustainable Corporate Responsibility" als Philosophie

Das Lieferantenmanagement nimmt eine entscheidende Rolle im Einkauf ein. Trotzdem tun sich viele Unternehmen mit der Einbindung einer Nachhaltigkeitsstrategie in diesen Prozess schwer. Oft fehlt es an einem ganzheitlichen Konzept. Kaiser+Kraft mit Sitz in Stuttgart, eines der führenden B2B-Versandhandelsunternehmen für Büro-, Betriebs- und Lagerausstattung in Europa, hat die Bedeutung des Themas Nachhaltigkeit bereits vor Jahren erkannt und in die Geschäftsphilosophie integriert.

Mit "Sustainable Corporate Responsibility" (SCORE) wurde ein Programm etabliert, um Nachhaltigkeit strukturell und inhaltlich im Unternehmen messbar zu machen. Die Nachhaltigkeitsaktivitäten werden innerhalb aller Handlungsfelder, im Einkauf, Marketing, Logistik, Ressourcen & Klima, Mitarbeiter und Gesellschaft, gebündelt und gesteuert.

Das Stuttgarter Unternehmen hat sich dabei zum Ziel gesetzt, Vorbild in Sachen Nachhaltigkeit in seiner Branche zu sein. Dazu gehört auch die Überzeugung, dass nachhaltiges Wirtschaften zu einem wesentlichen Wettbewerbsvorteil für Unternehmen wird. Profitieren sollen davon insbesondere die Kunden bzw. die dortigen Einkaufsverantwortlichen, denen Transparenz geboten wird.

Die verantwortungsvolle Beschaffung bei Kaiser+Kraft kennzeichnen die verschiedensten Aspekte. Dazu gehört die Einführung eines verbindlichen Verhaltenskodex für Lieferanten (Umwelt-, Sozial- und Arbeitsstandards auf internationaler Ebene sind im Verhaltenskodex für Lieferanten hinterlegt) sowie die Einführung des Lieferantennachhaltigkeitsprogramms über die marktführende Plattform "EcoVadis". Alle Nachhaltigkeitsaktivitäten in der Lieferkette von Kaiser+Kraft werden dabei systematisch erhoben, dokumentiert und verbessert (entsprechende Nachweise müssen die Angaben verifizieren).

Durch das Ranking von Fachleuten werden Kennzahlen zur Nachhaltigkeit in der Lieferkette ermittelt. Vergeben werden die Zertifikate Gold, Silber und Bronze. Lieferanten bekommen so die Möglichkeit, ihre Nachhaltigkeitsaktivitäten kontinuierlich zu verbessern und sich einen Wettbewerbsvorteil zu sichern.

Bonus-Malus-System und "Active Green"

Ein weiterer Punkt ist das Bonus-Malus-System. Kaiser+Kraft schafft zusätzlich auch monetäre Anreize für seine Lieferanten, sich permanent weiterzuentwickeln. Ist dies der Fall erhalten Lieferanten nach Abschluss eines Geschäftsjahres einen Bonus. Lieferanten, die sich im Vergleich zum Vorjahr verschlechtern, zahlen vereinbarungsgemäß einen Malus, der dann vollständig in soziale Projekte fließt.Das Ergebnis der bisherigen Anstrengungen kann sich sehen lassen. Heute ist Kaiser+Kraft das nach eigenen Angaben einzige Unternehmen in seiner Branche, bei dem etwa 80 Prozent des Einkaufsvolumens mit zertifizierten Lieferanten erfolgt.

Ein Argument im Wettbewerb ist außerdem das "grüne Produktsortiment". Mit der ökobilanzierten Eigenmarke "Eurokraft Active Green" gibt Kaiser+Kraft seinen Kunden die Möglichkeit, ihre eigene Klimabilanz zu verbessern, denn alle Produkte aus dieser Serie werden CO2-kompensiert und umweltschonend hergestellt. Der CO2-Ausstoß wird durch die Unterstützung des Windparks Yuntdag in der Westtürkei kompensiert, dieser erfüllt die strengen internationalen Anforderungen für Klimaneutralität. "Active Green" wird inzwischen in fünfter Generation geführt.

Ein anderer wichtiger Bereich ist die Logistik, die bei Kaiser+Kraft für Paketsendungen über "UPS Carbon neutral" europaweit ebenfalls klimaneutral erfolgt und mit so wenig Fahrzeugen wie möglich arbeitet. Innerhalb Deutschlands werden bereits auch Stückgutlieferungen klimaneutral versendet. Diese Möglichkeit soll auf weitere Länder ausgeweitet werden. Durch das einstufige Versandhandelsmodell von Kaiser+Kraft fallen Transportstufen weg und Emissionen werden minimiert.

Carsten Gries, Bereichsleiter Produktmanagement und Zentraleinkauf
Carsten Gries, Bereichsleiter Produktmanagement und Zentraleinkauf
Nachgefragt bei Carsten Gries, Bereichsleiter Produktmanagement und Zentraleinkauf

Herr Gries, Kaiser + Kraft setzt auf die Faktoren Nachhaltigkeit und verantwortungsvolle Beschaffung. Wie reagieren Ihre Kunden auf das Leistungsangebot?
Eines kurz vorweg: Uns geht es nicht vorrangig darum zu sehen, ob die Umsatzzahlen für „grüne“ Produkte steigen. Uns ist der folgende Punkt wichtiger: Ohne einen nachhaltigen Konsum kann es auch keinen umfassenden Klimaschutz geben. Denn die mit dem Konsum verbundenen Umweltbelastungen können tatsächlich sinken, wenn ich mir als Konsument überlege, was ich bei wem einkaufe. Und deshalb bieten wir unsere eigene Produktreihe „Eurokraft Active Green“ an. Hier nützen die langen Garantien auf die Lebensdauer dem Verbraucher ganz direkt, denn sie verringern Abfall und sind ein Qualitätszeichen. Des Weiteren kann jede Firma mit dem Kauf unserer FSC-zertifizierten Produkte selbst zu einem verantwortungsvollen Umgang mit den globalen Waldressourcen beitragen und gleichzeitig von der eindrucksvollen Langlebigkeit der Holzprodukte profitieren. Auch dieses Angebot wird − mit steigendem Bewusstsein für grüne Themen − immer stärker nachgefragt.

Welche Kundenzielgruppen zeigen sich bereits aufgeschlossen?
Wo muss noch Überzeugungsarbeit geleistet werden? Grundsätzlich stehen alle Kundenzielgruppen diesem grünen Angebot offen gegenüber. Es ist für sie ein Zeichen, dass wir unsere gesellschaftliche Verantwortung ernst nehmen und auch danach handeln. Wir wissen von unseren Großkunden, dass sie selbst das Thema Nachhaltigkeit entlang ihrer eigenen Wertschöpfungskette auf die Straße bringen wollen. Das betrifft alle Industrien wie Textilien und Bekleidung, Mobilität und Verkehr, Elektronik, Lebensmittel, Mode und den Tourismus. Als Versandhändler sind wir natürlich ein Teil davon und werden auch konkret auf unsere eigenen Nachhaltigkeitsaktivitäten angesprochen. Welche Materialien verwenden wir, welche Versandwege werden genutzt, mit welchen Lieferanten arbeiten wir zusammen, was passiert mit Verpackungen usw.? Für uns ist es wichtig, die richtigen Antworten zu haben, entsprechende Signale zu setzen und neue Anreize zu schaffen, mit denen wir kontinuierlich überzeugen können. Aber da sind wir dran.

Wie wird sich im Beschaffungsprozess Ihrer Meinung nach das Thema Nachhaltigkeit weiter entwickeln?
Der Ruf nach mehr Nachhaltigkeit wird immer lauter. Was allgemein gesagt zu Anfang nur Produkte selbst betraf, setzt sich in immer mehr Bereichen fort. Und wird dort sogar laut eingefordert, von Großkunden zum Beispiel. Die Rolle der Beschaffung ändert sich gerade. Weg von der reinen Bedarfs- und Bestellabwicklung hin zum Treiber für grünere Innovationen. Eine einfache Logik. Wer umweltfreundlich beschafft, hilft damit ja auch der Markteinführung umweltschonender Produkte. Und oft sind das Produkte, die einen wichtigen Beitrag zur ökologischen Modernisierung der Wirtschaft leisten und zukunftsfähige Märkte und Arbeitsplätze schaffen. Das Entscheidungskriterium Nachhaltigkeitsmanagement wird also immer bedeutender. Es tritt schon fast so etwas wie ein Domino-Effekt ein. In Lieferketten beeinflussen sich die miteinander verbundenen Kettenglieder zwangsläufig − bewegt sich das eine, bewegen sich auch alle anderen. Zum Teil auch durch uns angestoßen, beschäftigen sich beispielsweise immer mehr Lieferanten mit dem Thema Nachhaltigkeit, leiten notwendige Verbesserungen ein und dokumentieren diese. Und folgen werden wiederum deren Lieferanten. Und Hersteller, Logistikpartner oder das Verpackungswesen. Irgendwann einmal wird bestimmt alles mit allem nachhaltig vernetzt sein. Und damit dann auch die „Umweltfähigkeit“ des Marktes bestimmen.

www.nachhaltigkeit.kaiserkraft.de   

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