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EMI: Abwärtstrend beschleunigt

Der Abwärtstrend der deutschen Industrie hat sich im April weiter beschleunigt. Das zeigt der saisonbereinigte Markit/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI), der gegenüber März nochmals um 2,2 Zähler auf 46,2 Punkte sank und damit die niedrigste Notierung seit Juli 2009 erreichte.

Der wichtige Konjunktur-Frühindikator rutschte zum zweiten Mal in Folge unter die neutrale Marke von 50 Zählern, ab der Wachstum signalisiert wird. Der Langzeit-Durchschnittswert von 52,2 wurde ebenfalls deutlich unterschritten.

„Die deutsche Wirtschaft konnte sich der Eurokrise bisher erfolgreich entgegenstemmen. Jetzt macht ihr das wegbrechende Exportgeschäft mit den Ländern Südeuropas immer mehr zu schaffen“, betonte Dr. Holger Hildebrandt, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME), in Frankfurt. Für Entlastung auf der Beschaffungsseite sorge dagegen der spürbar nachlassende Preisauftrieb. Hildebrandt: „Vormaterialien und Rohstoffe waren im April günstiger zu haben als noch vier Wochen zuvor.“

„Der jüngste Rückgang des EMI ist eine große Enttäuschung. Damit steht er allerdings im Widerspruch zu anderen Frühindikatoren in Deutschland“, sagte Dr. Gertrud R. Traud, Chefvolkswirtin der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba), dem BME. Auch die Signale aus den wichtigen Abnehmerländern USA und China seien zuletzt wieder positiv gewesen. Der Lackmustest für die deutsche Konjunktur stehe somit im Mai bevor. Aufgrund der guten internationalen Vorgaben bleibe zu hoffen, dass der jüngste Wert nur ein Ausrutscher war. Sollte sich die Abwärtsbewegung im Mai fortsetzen, müssten Zweifel an der konjunkturellen Erholung im laufenden Jahr gehegt werden. Traud: „Dann wäre auch unsere aktuelle BIP-Prognose von rund ein Prozent zu optimistisch.“

Erstmals seit Dezember 2011 haben die Industrieunternehmen ihre Produktion im Berichtsmonat wieder gedrosselt. Obwohl dieser Rückgang nur moderat ausfiel, sank der saisonbereinigte Teilindex mit 47,3 (März: 50,7) auf den tiefsten Wert seit Juni 2009. Zu Produktionseinschränkungen kam es in allen drei Hauptbereichen der deutschen Industrie (Vorleistungs-, Investitions- und Konsumgütergewerbe). Verantwortlich hierfür waren in erster Linie die kräftigen Verluste beim Neugeschäft der Global Player und KMU (44,9 nach 46,2 im März). Die 10. Auftragsverluste in Folge fielen im April deutlich stärker aus als in den zurückliegenden drei Monaten. Besonders die Investitionsgüterhersteller litten unter der Nachfrageflaute und beklagten das höchste Auftragsminus seit nahezu drei Jahren. Die Verluste bei den Exportbestellungen vergrößerten sich binnen Monatsfrist spürbar und fielen ausgesprochen stark aus (43,3 nach 45,2 im März). Hauptverantwortlich für das erneute Minus im April war vor allem die rückläufige Nachfrage nach Produkten Made in Germany aus den südeuropäischen Ländern.

Wegen der deutlichen Unterauslastung der Kapazitäten und des Mangels an Neu- und Folgeaufträgen nahmen die Auftragsbestände im Berichtsmonat zum achten Mal hintereinander ab. Im Vergleich zum März verlangsamte sich der Rückgang jedoch leicht (46,5 im April nach 45,5 im Vormonat). Nachdem die Beschäftigung im Vormonat (50,1) stagnierte, wurden in der deutschen Industrie im April (49,0) erstmals seit März 2010 per Saldo wieder Stellen gestrichen. Insgesamt war der Rückgang aber nur leicht und größtenteils auf den Investitionsgüterbereich beschränkt.

Die Industriebetriebe gingen wieder dazu über, ihre Lagervorräte auf ein Minimum zu begrenzen. Die Fertigwarenlager wurden im April den fünften Monat in Folge und erneut nur moderat abgebaut (48,6 nach 48,3 im März). Rückläufige Bestände vermeldeten vor allem die Konsum- und Investitionsgüterhersteller. Die herben Auftragsverluste veranlassten die Unternehmen, ihre Vormateriallager noch zügiger abzubauen als im Vormonat. Der saisonbereinigte Teilindex sackte auf den niedrigsten Stand seit Dezember 2009 ab (43,3 nach 46,2 im März). Zu Rückgängen kam es in allen drei Hauptbereichen der deutschen Industrie.

Aufgrund der hartnäckigen Nachfrageflaute reduzierten die deutschen Industriebetriebe ihre Einkaufsmenge in deutlich stärkerem Ausmaß als im März. Der saisonbereinigte Teilindex sank auf den tiefsten Wert seit November 2011 (43,7 nach 45,4 im März). Infolge der schwachen Nachfrage nach Vormaterialien und Rohstoffen verkürzten sich die durchschnittlichen Lieferzeiten zum zweiten Mal hintereinander und so stark wie seit Juni 2009 nicht mehr. Insgesamt war die Liefersituation ausgesprochen entspannt (54,8 nach 52,1 im März). Der Preisauftrieb ließ gegenüber seinem Acht-Monatshoch im März spürbar nach (55,5 im April nach 58,3 im Vormonat). Deutlich höhere Einkaufspreise für Vormaterialien und Rohstoffe vermeldeten im April lediglich die Vorleistungsgüterproduzenten. Die Verkaufspreise konnten erneut nur leicht angehoben werden, der saisonbereinigte Teilindex notiert mit aktuell 51,5 (März: 51,8) auf dem tiefsten Wert seit November 2011. Im Investitionsgüterbereich war die Preismacht am schwächsten.

www.bme.de

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