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EMI: Wirtschaft im Abwärtstrend

Die deutsche Wirtschaft gerät zunehmend in den Abwärtsstrudel: Im Sog von anhaltenden Produktions- und Auftragsverlusten hat sich der Negativtrend der Industrie im November beschleunigt.

Das zeigt der saisonbereinigte Markit/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI), der binnen Monatsfrist um 1,2 Zähler auf 47,9 sank. Damit entfernte sich der Konjunktur-Frühindikator weiter von der psychologisch wichtigen 50-Punkte-Referenzlinie. Notierungen oberhalb dieser Schwelle signalisieren Wachstum, alles darunter deutet auf eine Rezession hin. Der November-EMI war gleichzeitig der niedrigste Wert seit Juli 2009.

„Der EMI belegt, dass sich das Geschäftsklima weiter eintrübt. Angesichts der unsicheren Konjunkturperspektiven verschieben viele Firmen ihre Investitionsentscheidungen“, betonte Dr. Holger Hildebrandt, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME), in Frankfurt. Der Industriesektor sei derzeit von einem Aufschwung weit entfernt. Das zeigten die rückläufigen Auftragsbestände und der Abbau der Fertigwarenlager. Ob die weiter sinkenden Einkaufspreise auch in den nächsten Monaten zur Kostenentlastung der Unternehmen beitragen werden, müsse abgewartet werden.

„Noch befindet sich der EMI im Abwärtstrend und signalisiert damit einen schwachen Jahresanfang 2012. Während die Industriekonjunktur derzeit stark nachlässt, konnte sich der Konsumgüterbereich beleben. Gerade der deutsche Konsument scheint sich mittlerweile zu einer Konjunkturstütze zu entwickeln“, sagte Dr. Gertrud R. Traud, Chefvolkswirtin der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba), dem BME. So werde die „derzeitige weltwirtschaftliche Abschwächung, insbesondere in unseren europäischen Nachbarländern, nicht eins zu eins auf Deutschland durchschlagen. Nach knapp drei Prozent Wachstumsrate für das deutsche Sozialprodukt 2011 wird es auch im nächsten Jahr nicht zu einer Rezession kommen“, so Traud weiter. Mit einem Wachstum von 1,2 Prozent werde sich auch der deutsche Arbeitsmarkt weiter verbessern.

Die zweiten Produktionskürzungen in Folge fielen mit einem Teilindex von 47,7 (Oktober: 49,7) so stark aus wie zuletzt vor knapp zweieinhalb Jahren; die Tiefstwerte während der Rezession zum Jahreswechsel 2008/2009 wurden jedoch nicht erreicht. Rückgänge bei den Vorleistungs- und Investitionsgüterherstellern kontrastierten mit einem robusten Produktionszuwachs im Konsumgüterbereich. Die Auftragsverluste der Global Player und KMU vergrößerten sich im November nochmals erheblich und erwiesen sich mit 43,2 (Oktober: 45,1) Punkten insgesamt so gravierend wie seit Juni 2009 nicht mehr. Die um sich greifende Konjunkturschwäche führte zum stärksten Rückgang der Exportbestellungen seit zweieinhalb Jahren. Besonders betroffen waren Hersteller von Investitionsgütern. Der Teilindex sank im November auf 41,9 (Vormonat: 42,2).

Die dritte Abnahme der Auftragsbestände in Folge war mit 42,6 (Oktober: 43,5) so kräftig wie seit Juni 2009 nicht mehr. Ausschlaggebend hierfür: Verluste beim Neugeschäft, gestiegene Produktivität und gut gefüllte Fertigwarenlager. Der 20. Jobaufbau hintereinander verdiente abermals das Prädikat „robust“; der Teilindex gab jedoch gegenüber Oktober um 0,4 auf 54,2 und damit leicht nach. Wegen langfristig angelegter Wachstumspläne wurden sowohl bei den Vorleistungs- und Investitionsgüterherstellern als auch im Konsumgüterbereich neue Fachkräfte eingestellt, unterm Strich allerdings weniger neue Stellen geschaffen als in den zurückliegenden 14 Monaten. Da es kaum Lieferschwierigkeiten mit Vormaterialien und Rohstoffen gab, verkürzten sich die durchschnittlichen Lieferzeiten im Berichtsmonat zum dritten Mal hintereinander und so deutlich wie seit Juli 2009 nicht mehr.

Die Einkaufspreise gaben zum zweiten Mal hintereinander nach (48,0 nach 49,1 im Oktober). Damit landete der wichtige Teilindex für die Beschaffung auf einem Zwei-Jahrestief. Grund dafür war auch hier die weltweit abflauende Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen. Verbilligt haben sich binnen Monatsfrist vor allem Stahl und Chemikalien. Die Hersteller von Vorleistungs- und Investitionsgütern konnten ihre Verkaufspreise nur geringfügig anheben. Der Teilindex erreichte mit 50,8 (Oktober: 51,4) die niedrigste Steigerungsrate seit Februar 2010. Wegen der Nachfrageflaute und der guten Verfügbarkeit von Einstandsmaterial waren die Betriebe erneut bestrebt, Lagerüberhänge zu vermeiden. Deshalb wurde die Einkaufsmenge den fünften Monat in Folge und damit so stark reduziert wie zuletzt im Juni 2009. Die Bestände an Vormaterialien bewegten sich im November den dritten Monat hintereinander unter der 50-Punkte-Marke. Von den Tiefstwerten zwischen Ende 2008 und Anfang 2010 war der Teilindex mit 49,4 (Oktober: 48,2) jedoch weit entfernt. Am stärksten abgebaut wurden die Bestände im Vorleistungsgüterbereich.

www.bme.de

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