C.ebra

Sustainability Day auf der Orgatec

Im Rahmen der Orgatec fand 2012 erstmals der Sustainability Day statt, der gemeinsam vom Bundesdeutschen Arbeitskreis für Umweltbewusstes Management (B.A.U.M.) und der Messe Köln organisiert wurde.

Im Mittelpunkt der Fachtagung stand die Frage, wie sich Nachhaltigkeit und der Büroalltag in Einklang bringen lassen. Unternehmensvertreter lieferten am Vormittag Einblicke in die Praxis und das Engagement ihrer Unternehmen. Bernhard E. Kallup, Vorstandsvorsitzender des Büromöbelherstellers Sedus Stoll, zitierte als Beleg für das nachhaltige Engagement des Unternehmens den Firmengründer Christof Stoll, der 1993 sagte: „Ökologie und Ökonomie sind keine Gegensätze, sondern ein unverzichtbarer Bestandteil eines Ganzen.“ Seit 17 Jahren ist bei Sedus Stoll der Umweltgedanke in den Unternehmensgrundsätzen verankert. Hierzu zählt, dass der Büromöbelproduzent nach den Kriterien der Global Reporting Initiative geprüft ist und bereits 1995 ein Ökomanagementsystem einführte. Kallup betonte, dass Nachhaltigkeit von der Geschäftsführung aus initiiert werden muss, damit dem Thema unternehmensweit das nötige Gewicht verliehen wird.

Auch bei Interface, einem weltweit tätigen US-amerikanischen Hersteller von Teppichfliesen, kam der erste Impuls in Sachen Umweltschutz von Firmengründer Ray Anderson. Laura Cremer, Internal Communications & Sustainability Manager, beschreibt die interne Vorgabe von Interface, die den Titel „Mission Zero“ trägt: Bis 2020 soll es keinerlei negative Einflüsse mehr auf die Umwelt geben. Bei Interface ist man vor allem bestrebt, Nachhaltigkeit auf Produktebene zu erreichen, konkret geht es um den Ausstoß von CO2 pro Quadratmeter produzierter Teppichfliese. Einer der aktuellen Schritte in Richtung Nachhaltigkeit ist die Entwicklung eines biobasierten Garns, das trotz des höheren Preises auf positive Resonanz der Kunden stößt. Die Umweltdeklaration der Produkte erfolgt bei Interface auf Grundlage der Environmental Product Declaration, bei der Informationen des kompletten Lebenswegs eines Produktes berücksichtigt werden.

In Sachen Glaubwürdigkeit

Christian Lodgaard, Senior Vice President, products and brand concepts Scandinavian Business Seating, ging in seinem Vortrag auf das Thema Glaubwürdigkeit im Zusammenhang mit dem Umweltengagement von Unternehmen ein. Der Vertreter des Bürostuhlproduzenten kritisierte die Fülle an unterschiedlichen Umweltzertifikaten und Kennzeichen, über die kaum jemand noch einen Überblick habe. Häufig lägen den Labels ähnliche Kriterien zugrunde, die aber dann nur regionale Bedeutung erlangten. Somit sei einer der wichtigsten Aspekte, nämlich Transparenz zu erlangen, kaum möglich. Für Produzenten seien etwa die Eco Design Criteria bedeutend: geringes Gewicht und wenige einzelne Komponenten der Produkte, hochwertiges Material, eine lange Lebensdauer und der Kreislaufgedanke. Hierzu zählt vor allem die Frage, wie hoch der Anteil des bereits recycelten Materials ist, ein Aspekt, der wohl häufig wenig Beachtung findet. Er forderte von den Unternehmen, lokalen Siegeln weniger Beachtung zu schenken und statt Greenwashing zu betreiben mehr Wert auf Inhalte zu legen. Dies alles sei in einer transparenten und nachvollziehbaren Dokumentation festzuhalten.

Spannende Diskussionsrunde: (v.l.n.r.) Christian Lodgaard, Scandinavian Business Seating, Jürgen Schmidt, memo, Laura Cremer, Interface, David Wiechmann, Mensch&Büro, Bernhard E. Kallup, Sedus Stoll, Dieter Brübach, B.A.U.M. e.V.
Spannende Diskussionsrunde: (v.l.n.r.) Christian Lodgaard, Scandinavian Business Seating, Jürgen Schmidt, memo, Laura Cremer, Interface, David Wiechmann, Mensch&Büro, Bernhard E. Kallup, Sedus Stoll, Dieter Brübach, B.A.U.M. e.V.

 

Dass nicht nur Hersteller sondern auch Versandhändler vieles in Sachen Umweltschutz bewegen können, stellte Jürgen Schmidt, Aufsichtsratsvorsitzender bei memo in seinem Vortrag eindrucksvoll unter Beweis. Seit der Gründung legt man bei memo einen Fokus auf die Nachhaltigkeit, schon der erste Katalog erschien mit dem Titel „Der Firmenausstatter für Umweltbewusste“. Jürgen Schmidt betonte, dass man bei memo die Nachhaltigkeit als Beitrag eines Unternehmens für die Gesellschaft sehe. Hierzu gehört für ihn auch, die sozialen Auswirkungen bei der Produktion von Kleinteilen im Ausland im Blick zu haben. Der Einschätzung seiner Vorredner, dass Nachhaltigkeitsmanager eng an die Unternehmensführung angebunden sein müssen, pflichtete er bei. In der Labelkennzeichnung beschränke man sich außerdem bei memo auf einige wenige, um den Verbraucher nicht zu überfordern. In der anschließenden Diskussionsrunde wurden noch einmal einige Aspekte der Vorträge vertieft, etwa die Bedeutung der Langlebigkeit von Produkten.

Beispielhafter Einsatz für die Umwelt

Am Nachmittag fand im Rahmen des Sustainability Days die Preisverleihung des B.A.U.M.-Wettbewerb „Büro & Umwelt“ 2012 statt: Deutschlands umweltfreundlichste Büros wurden ausgezeichnet. Bei dem vom Bundesdeutschen Arbeitskreis für Umweltbewusstes Management (B.A.U.M.) e.V. bereits zum fünften Mal organisierten Wettbewerb „Büro & Umwelt“, der sich an Unternehmen aller Größenordnungen sowie an öffentliche Einrichtungen und Verwaltungen richtet, hatten sich diesmal 60 Teilnehmer in den vier Kategorien beworben.

Gruppenfoto der Erstplatzierten
Gruppenfoto der Erstplatzierten

Bei den Großunternehmen belegte die Canon Deutschland GmbH mit Sitz in Krefeld den ersten Platz. Für den Hersteller von Druckern, Kopierern, und Fotogeräten ist der Umweltschutz zu einem zentralen Thema geworden. Daher achtet das Unternehmen auch in seinen Büros auf eine umweltfreundliche und nachhaltige Arbeitsplatzgestaltung. Dies reicht vom Einsatz entsprechender Büromöbel, -geräte und -materialien bis hin zu allgemeinen Aspekten einer umweltfreundlichen Büroorganisation. So bezieht das Unternehmen zum Beispiel bereits seit 2009 seinen Strom zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen, hat zusätzlich alle eigenen Druck- und Kopiersysteme klimaneutral gestellt und informiert seine Mitarbeiter regelmäßig zum Thema Umweltschutz im Büro.

Die Studiosus Reisen München GmbH führte in der Kategorie „Unternehmen mit bis zu 500 Mitarbeitern“ das Bewerberfeld an. Zu den Zielen des renommierten Anbieters von Studienreisen gehört es, verantwortungsbewusst mit Ressourcen umzugehen und die Umwelt zu schonen. Der Nachhaltigkeitsgedanke ist im Unternehmen fest verankert. Um seine Umweltpolitik effektiv umsetzen zu können, hat Studiosus ein Umweltmanagementsystem eingerichtet, das 1998 erstmals zertifiziert und validiert wurde. Seit Mitte der 90er Jahre wurden am Unternehmensstandort über 200 Maßnahmen durchgeführt. Das vielfältige Engagement zum Umweltschutz im Büro wurde von der Wettbewerbsjury mit dem ersten Platz honoriert.

Bei den kleinen Unternehmen ging Peter Müller – Büro für Versicherungs- und Finanzdienstleistungen aus Ummendorf als Sieger hervor. Hier hat man sich zum Ziel gesetzt, alle Arbeitsabläufe im Hinblick auf den Schutz der Umwelt zu optimieren. So achtet das Unternehmen zum Beispiel auf den Einsatz von Recyclingpapier mit Umweltzeichen und berücksichtigt bei der Beschaffung weiterer Büroprodukte generell deren Umwelteigenschaften. Dieses Vorgehen hat zu guten Bewertungen in allen Themengebieten geführt, von den umweltbezogenen Aspekten der Büroorganisation, Bürogeräte, Büromaterialien, Büromöbel, bis hin zur Büroreinigung. Im Vorjahr noch zweitplatziert, hat sich das Unternehmen mit seinem vielfältigen Engagement in 2012 an die Spitze des Bewerberfeldes gearbeitet.

In der Kategorie „Behörden, Verwaltungen und andere Einrichtungen/Institutionen“ wurde der Bildungs- und Projektträger „Mensch im Projekt / Britta Herreiner“ aus Türkenfeld mit dem ersten Platz ausgezeichnet. Hier lebt man Nachhaltigkeit, sei es in den eigenen Bildungsprojekten und Schulungsangeboten, durch die Gestaltung der Außenanlagen oder in den eigenen Büros. Das Arbeiten nach ökologischen, sozialen und ethischen Grundsätzen ist bei „Mensch im Projekt“ wichtig. Die vielfältigen Maßnahmen zum Umweltschutz im Büro konnten auch die Jury überzeugen und reichen vom Einsatz umweltfreundlicher Büroprodukte über eine konsequente Abfall- und Wertstofftrennung bis hin zu einer möglichst umweltschonenden Büroreinigung.

www.buero-und-umwelt.de

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