Die Arbeitswelt von morgen
- 22.06.2012
- Specials
In Zukunft wird es laut der Studie „work:design – Die Zukunft der Arbeit gestalten“ keine klaren Trennungslinien zwischen Job und Privatleben mehr geben. Die Work-Life-Balance soll dann der Vergangenheit angehören.
Im Mittelpunkt der Studie des Zukunftsinstituts in Kelkheim steht die zunehmende Flexibilisierung der Arbeitswelt. Schon heute sei es eine Herausforderung, mehrere übereinstimmende, charakterisierende Merkmale der Arbeit zu finden. „Einzig die Tatsache, damit seinen Lebensunterhalt zu verdienen, scheint eine greifbare Klammer zu sein“, so beschreiben es Harry Gatterer und Thomas Huber in der Studie. Der These folgend, dass Arbeit ein gestaltbarer Raum ist, fordert die Studie zum aktiven Umsetzen auf. Die Büros der Zukunft sollen offen sein, kommunikativ und über unterschiedliche Raumtypen, etwa Rückzugsmöglichkeiten für konzentriertes Arbeiten verfügen – wobei Räume über Abteilungsgrenzen hinweg konzipiert werden.
Zunehmend sollen Arbeitnehmer selbst darüber bestimmen können, wie sie Arbeitszeit und -ort nach individuellen Vorstellungen gestalten. Dies gelänge nicht immer und könne zu Frust und Überforderung bis zum Burnout führen – aber auch zu enormer Motivation und persönlichem Wachstum. Mit der Freiheit an Möglichkeiten, so die Autoren, wachsen auch die Herausforderungen für Unternehmen und Mitarbeiter. Diese Freiheit zu managen, sei die entscheidende Aufgabe in der Zukunft. In insgesamt acht Kapiteln wird aufgezeigt, welche Bereiche der Arbeit für den Einzelnen neue Gestaltungsspielräume eröffnen. Die Autoren widmen sich zunächst dem „Arrangieren von Beziehungen“, die in der Arbeitswelt von morgen ständig neu ausgehandelt werden. Denn Bindungen werden loser, die Identifikation mit dem Arbeitgeber ist nur auf Zeit. Schon heute sind nur 14 Prozent der Arbeitnehmer noch bei dem Unternehmen, in dem sie ihr Arbeitsleben begonnen haben (Quelle: Eurobarometer 2009).
In dem Kapitel „Evolution von Arbeitsräumen“ beschreiben die Autoren, wie aus Büros Manufakturen des Wissens werden. „Räume werden bewusster gestaltet und über Abteilungsgrenzen hinaus benutzt, und der Dialog – das Miteinander – wird zum zentralen Thema“, so die Autoren. Ein ganzes Kapitel widmet sich dem Thema „Durch Coaching zum persönlichen Workstyle“. Als Voraussetzung zukunftsfähiger Unternehmen wird eine Coaching-Kultur gesehen, denn nur so würden Potenziale offenbart. „Unternehmen werden zu Talentschmieden, die aus Rohdiamanten strahlende Edelsteine machen“, ist die Hoffnung der Autoren.
Wissensarbeiter oder gute Seele?
Elf Typen der Arbeitswelt von morgen versucht die Studie zu charakterisieren. Zu ihnen zählen unter anderem: Knowledge Workers (Wissensarbeiter), Corporate High Flyers (klassische Karrieristen), Intermediäre (gute Seelen), Kreative Downshifter (Teilzeit-Selbstverwirklicher), Loyale Störer (gemäßigte Revoluzzer), Job Hopper (fluchtbereite Individualisten) und Working Middle (pflichtbewusster Durchschnitt). Ein klassischer Knowledge Worker zeichnet sich durch das Verbreiten und Vermehren von Wissen aus. Meist ist er in großen Unternehmen angestellt, arbeitet aber auch als Selbständiger. Während Knowledge Workers ihr Leben leistungsorientiert ausrichten, orientieren sich die Job Hopper eher an ihren zeitintensiven Hobbys. Charakteristisch für diesen Arbeitstyp ist, den Autoren der Studie zufolge, eine fehlende innere Beteiligung.
In dem Format einer „How-to-Studie“ gibt es neben Praxisbeispielen auch konkrete Übungen und Denk-Charts. Damit soll der Leser angeleitet werden, selbst kreativ zu sein und zum „work:designer“ seiner eigenen Arbeit zu werden. Die Übungen reichen von der visualisierten Analyse in puncto Raumnutzung im Büro bis hin zum Arbeitsblatt zur schnellen Erfassung, wie es um die Vielfalt im Unternehmen bestellt ist. Für die Autoren hat die Geschichte der Arbeit bewiesen, „dass mit jeder neuen Phase auch neue Freiheiten für die Menschen verbunden waren“ – und die gilt es nun zu nutzen.