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Green Procurement ist angesagt

Anspruchsvoll einkaufen

Die Stadt Heidelberg belegte im vergangenen Jahr einen zweiten Platz beim Wettbewerb „Büro und Umwelt“ im Bereich öffentliche Einrichtungen und Institutionen. Beate Heiß und Rolf Huber vom Personal- und Organisationsamt berichten von ihrer Arbeit.

Heidelberg gilt als eine der schönsten Städte Deutschlands. Das Ensemble von Schloss, Altstadt und Fluss inmitten der Berge inspirierte bereits die Dichter und Maler der Romantik und fasziniert auch heute Millionen von Besucherinnen und Besuchern aus aller Welt. Die Stadt mit der ältesten Universität Deutschlands (1386 gegründet) blickt auf eine über 800-jährige Geschichte zurück. Das moderne Heidelberg zeichnet sich durch zukunftsweisende Wissenschaft und Forschung aus, ist entwicklungsstarker Wirtschaftsstandort und lebendiger Mittelpunkt der Metropolregion Rhein-Neckar.

Folgerichtig hat auch das Thema Umweltschutz bei der Stadt Heidelberg einen beträchtlichen Stellenwert. So war Heidelberg beispielsweise bereits im Jahr 1996/97 Umwelthauptstadt und 2007 Bundeshauptstadt im Naturschutz.

Green Procurement ist angesagt

Insgesamt verfügt die Stadtverwaltung Heidelberg derzeit über 1795 Büroarbeitsplätze. Green Procurement werde besonders im Bereich der IT-Beschaffung bei jeder Ausschreibung berücksichtigt, erzählt Abteilungsleiter Rolf Huber: „Durch den Einsatz einer Virtualisierungssoftware wird zum Beispiel der Kohlendioxydausstoß um 0,66 Tonnen pro Jahr und Server gesenkt und zudem werden in den nächsten dreiJahren cirka 25 000 Euro an Stromkosten eingespart.“

Auch bei der Ausschreibung des Büromaterials werde genau definiert, wie die Artikel beschaffen sein sollen, d.h. nicht nur die Qualitätsansprüche, sondern auch die Merkmale hinsichtlich der Umweltverträglichkeit (Blauer Engel, Recyclingpapier, Energy-Labels) würden aufgelistet, berichtet Beate Heiß. Die Kriterien werden im Umweltbericht der Stadt bereits seit vielen Jahren festgeschrieben. Angefangen vom Schreibblock über Vordrucke bis hin zu Konzeptpapieren, setzt die Stadt ausschließlich auf Recyclingpapiere aus 100 Prozent Altpapier, meist mit dem Blauen Engel. Das gilt auch für Versandtaschen, Briefhüllen, Adressaufkleber oder Haftetiketten. Und natürlich werden auch im Sanitärbereich nur Toilettenpapiere und Handtücher aus Recyclingpapier eingesetzt. Bei Schreibgeräten steht die Nachfüllbarkeit im Fokus, bei Textmarkern werden Trockenprodukte bevorzugt eingekauft. Holz-Bleistifte sollten unlackiert sein, im technischen Bereich würden aber vorzugsweise Druckbleistifte zum Einsatz kommen.

Bei Buntstiften, die beispielsweise für Kindergärten eingekauft werden, zeigen die aktuellen Warnungen, wie wichtig es sei, keine Produkte aus Fernost zu verwenden, die häufig einen hohen Anteil an Schwermetallen aufweisen.

Bei Korrekturmitteln werden ausschließlich Produkte eingekauft, die auf Wasserbasis hergestellt sind. Radiergummis sollen aus Naturkautschuk sein, da Kunststoffgummis häufig Weichmacher enthalten. Bei Klebstoffen sind lösemittelhaltige Produkte zu vermeiden.

Auch bei Bürohilfsmitteln, Ordnungs- und Registraturgegenständen sind grundsätzlich Artikel einzukaufen, die aus altpapierhaltigem Karton, Metall oder Holz bestehen. Kunststoffartikel werden nur genehmigt, wenn es keine umweltfreundliche Alternative gibt.

Im Bereich Büromaschinen muss auf batteriebetriebene Geräte wegen der Entsorgungsproblematik verzichtet werden. Alternativen sind solarbetriebene Geräte (zum Beispiel Taschenrechner) oder per Akku betriebene Geräte. Ansonsten sind alle Geräte über Netzstromanschlüsse zu betreiben, dazu zählen u.a. Diktiergeräte, Tischrechner und natürlich auch die EDV. Hier ist ebenso auf geringen Stromverbrauch und Strahlungsarmut hinzuweisen. Vorzugsweise werden auch hier mit dem Blauen Engel ausgezeichnete Geräte aus recycelbarem Kunststoff eingesetzt. Auch bei Kopiergeräten steht der Energieverbrauch im Fokus. Außerdem sollen diese geräuscharm arbeiten, recyclingpapierfähig sein und die verwendeten Tonerkartuschen müssen wieder befüllbar sein.

Bei Möbeln sind die Regularien ebenso streng. Da Echtholz aus Kostengründen nur begrenzt zum Einsatz kommt (und wenn, dann nur unter Verzicht auf Tropenholz), wird darauf geachtet, dass die verwendeten Spanplatten mit dem Umweltengel ausgezeichnet sind und bei Stühlen keine FCKW-haltigen Polyurethanschäume als Polstermaterial verwendet wurden.

Beate Heiß und Rolf Huber sind beim Personal- und Organisationsamt der Stadt Heidelberg für den Einkauf verantwortlich. Nächstes Ziel ist es, den Papierverbrauch von immerhin 22 Millionen Blatt A4 pro Jahr deutlich zu senken.
Beate Heiß und Rolf Huber sind beim Personal- und Organisationsamt der Stadt Heidelberg für den Einkauf verantwortlich. Nächstes Ziel ist es, den Papierverbrauch von immerhin 22 Millionen Blatt A4 pro Jahr deutlich zu senken.

Das wirtschaftlichste Angebot erhält den Zuschlag

Wenn die angebotenen Artikel die geforderten Merkmale aufweisen, dann erhalte der wirtschaftlichste Bieter den Zuschlag bei der Ausschreibung, unabhängig davon, ob es sich um einen Markenartikel handele oder nicht, erklärt Beate Heiß. Im Bereich der rund 200 Büroartikel beispielsweise seien ungefähr die Hälfte von renommierten Markenherstellern.

Alles in allem scheinen Heiß und Huber einen guten Job zu machen. Denn die Akzeptanz bei den städtischen Mitarbeitern für die eingekauften Produkte sei sehr groß. „Reklamationen bezüglich der eingesetzten Artikel sind nur selten der Fall“, kommentiert Abteilungsleiter Huber.

Ein Bild über den Umfang des Bereiches Büroartikel zeichnen die Abrufzahlen der gut hundert internen Kunden (Ämter, Schulen, Kitas) für 2008: Insgesamt wurden 22 Millionen Blatt A4-Papier und 700 000 Blatt A3-Papier verbraucht. Bei den Supplies wurden insgesamt 525 Stück Tonerkartuschen sowie 830 Tintenpatronen bestellt. Hinzu kommen 11 000 Schreib- und Malstifte.

Ökofaire Beschaffung auf dem Vormarsch

Und auch der faire Handel sei ein wichtiges Kriterium im Einkauf der Stadt Heidelberg, teilt Beate Heiß mit. „Nach dem einstimmigen Beschluss unseres Gemeinderates vom 1. März 2007 werden bei der nachhaltigen Beschaffung Produkte aus fairem Handel bevorzugt. Damit werden soziale, ökonomische und meist auch ökologische Kriterien beachtet. Ausbeuterische Kinderarbeit ist ausgeschlossen.“

Insgeamt wird deutlich, warum Heidelberg schon häufiger mit Preisen in puncto Umwelt ausgezeichnet wurde. Auch in Bezug auf den Wettbewerb Büro und Umwelt, initiiert von B.A.U.M e.V., wird deutlich, warum die Stadt sich so weit vorne platzieren konnte. Huber ergänzt: „Wir werden bestrebt sein, genauso weiterzumachen wie bisher; denn dass wir auf dem richtigen Weg sind, hat uns dieser zweite Platz gezeigt.“ Ein wenig Selbstkritik zum Schluss müsse aber auch sein. Denn im Einzelnen gäbe es sicherlich noch Verbesserungsmöglichkeiten. „So ist uns beispielsweise der hohe Papierverbrauch seit langem ein Dorn im Auge. Dieser sollte bei einer derart hohen Ausstattung mit vernetzten PCs nicht notwendig sein. Aber wir haben die Hoffnung, die städtischen Mitarbeiter auch noch für dieses Thema sensibilisieren zu können“, schließt Huber.

www.heidelberg.de

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