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Bewegungssitzen zahlt sich aus

Eine im Auftrag des Büromöbelherstellers Wilkhahn durchgeführte vergleichende Feldstudie bei der AOK in Köln belegt, dass vielfältiges „Bewegungssitzen“ nicht nur Rückenleiden vermeiden, sondern auch die Leistungsfähigkeit deutlich steigern kann.

Professor Ingo Froböse, Leiter des Zentrums für Gesundheit der Deutschen Sporthochschule in Köln.
Professor Ingo Froböse, Leiter des Zentrums für Gesundheit der Deutschen Sporthochschule in Köln.

Millionen Büroarbeiter haben ein Problem: Sie bewegen sich zu wenig. Kein Wunder, schließlich reduziert sich die körperliche Tätigkeit am Schreibtisch zumeist auf die Bedienung von Tastatur und Maus. Der Bewegungsmangel kann jedoch fatale Folgen haben: Stoffwechselstörungen, Muskelabbau und Rückenleiden. Einen Ausweg versprechen Bürostühle, die auch im Sitzen die natürliche Bewegungsvielfalt des Körpers aktivieren. Das Zentrum für Gesundheit der Deutschen Sporthochschule Köln hat das als „dreidimensionales Bewegungssitzen“ bezeichnete Sitzkonzept jetzt näher untersucht.

Gesundheitsexperten, Sportmediziner und Ergonomen sind sich mittlerweile einig: Bewegung ist die einzig wirksame Methode, um der Volkskrankheit Rückenleiden zu begegnen. Soweit die Theorie – in der Praxis zählt die „Zwangshaltung“ bei der Bildschirmarbeit noch immer zu den häufigsten Arbeitspositionen. Ein wichtiger Schlüssel gegen die negativen Folgen des Stillsitzens liegt deshalb darin, den Körper auch während der „bewegungsarmen“ Büroarbeit am Schreibtisch aktiv zu halten.

Basierend auf dieser Erkenntnis hat der deutsche Büromöbelhersteller Wilkhahn ein neu-artiges Sitzkonzept entwickelt: die „Trimension“. Dabei handelt es sich um eine dreidimensionale Stuhlmechanik, die exakt auf die natürlichen Positionen und Funktionen der Knie und Hüftgelenke abgestimmt ist. Denn die Beweglichkeit der Hüfte als eigentliches Kraft- und Bewegungszentrum des Körpers ist entscheidend für die Stimulation der Wirbelsäule, der Schultergelenke sowie der Rücken-, Nacken- und Halsmuskulatur, aber auch der Kniegelenke und Beinmuskulatur. Dabei geht es nicht nur um Vorwärts-, Rückwärts- und Seitwärtsbewegungen, sondern um deren Kombination als Rotation. Diese Sitzmechanik ist erstmalig im Bürostuhl „On“ eingesetzt.

Eine erste Studie des Zentrums für Gesundheit hatte die spezifischen Bewegungsmöglichkeiten des Bürostuhls untersucht und ihre körperkonforme Wirkung bestätigt (2009). Jetzt liegen die Ergebnisse einer zweiten Studie vor, die der betriebswirtschaftlich relevanten Frage nachging: Bedeutet mehr Beweglichkeit auch mehr Leistungsfähigkeit im Büro?

Feldversuch bei der AOK in Köln

Dreidimensional bewegliche Bürostuhle geben dem Körper die Freiheit, so zu sitzen wie er will und kann. (Foto: Bürostuhl „On“, Wilkhahn)
Dreidimensional bewegliche Bürostuhle geben dem Körper die Freiheit, so zu sitzen wie er will und kann. (Foto: Bürostuhl „On“, Wilkhahn)

Die vergleichende Feldstudie wurde in einem Bürokomplex der AOK in Köln über einen Zeitraum von zwölf Wochen durchgeführt. Sie umfasste 80 Probanden im Alter zwischen 23 und 59 Jahren, die per Zufallsprinzip in eine Versuchs- und in eine Kontrollgruppe zu je 40 Personen aufgeteilt wurden. Die Teilnehmer führten weiterhin ihre in beiden Gruppen identischen und gewohnten Tätigkeiten aus. Der einzige Unterschied: Die Versuchsgruppe erledigte eine Woche nach Studienbeginn ihre tägliche Büroarbeit auf „On“-Bürostühlen, während die Kontrollgruppe weiterhin auf ihren bisherigen Bürostühlen arbeitete. Zur Bestimmung der geistigen Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit sowie des subjektiven Wohlbefindens wurden anerkannte, wissenschaftlich standardisierte Tests eingesetzt. Als Messzeitpunkt wurde das biorhythmische Tagestief ausgewählt, an dem die normalerweise schlechteste Konzentrationsperformance zu erwarten ist (15 Uhr ± 1 Stunde).

Die Ergebnisse des Feldversuchs sind eindeutig: Die Konzentrationsperformance der „On“-Gruppe hat sich im Vergleich zur Kontrollgruppe in allen gemessenen Disziplinen deutlich verbessert: Die Konzentrationsleistung (wie schnell wurde das richtige Ergebnis erzielt) erhöhte sich nach drei Monaten vom im Tagestief erwartungsgemäß unterdurchschnittlichen Indexwert 22 auf den Normalwert 50.

Die Konzentrationsgenauigkeit (wie häufig wurde das richtige Ergebnis erzielt) verbesserte sich sogar von 55 auf den überdurchschnittlichen Wert 87. Die Konzentrationshomogenität (wie gut wurde die Leistung über den Testverlauf gehalten) zeigte, dass diese Leistungs- und Genauigkeitssteigerungen mit dem Indexwert 74 (zuvor 38) zudem sehr konstant erbracht wurden. Den objektiven Messkriterien entsprach das Gesundheitsempfinden der Teilnehmer: 58 Prozent gaben an, dass sich ihr Wohlbefinden durch den Stuhl verbessert hat. Die Kontrollgruppe dagegen verblieb auf einem unterdurchschnittlichen bis durchschnittlichen Niveau.

Die Ergebnisse bisheriger Forschungen zu den Zusammenhängen von körperlicher Aktivität, subjektivem Wohlbefinden und objektiver Leistungsfähigkeit werden durch diese Feldstudie auch für die Büroarbeit bestätigt. Gerade die häufigen und vielfältigen Bewegungen der Trimension, die bereits durch kleinste Gewichtsverlagerungen entstehen, entfalten eine besonders aktivierende, gesundheits- und leistungsfördernde Wirkung. Die Konzentrationsperformance der „On“-Nutzer hatte sich in allen drei Messbereichen deutlich positiv entwickelt, während sich in der Kontrollgruppe mit ihren konventionell beweglichen Bürostühlen keine relevanten Veränderungen zeigten.

„Ein lebendiger Organismus basiert auf dem Prinzip von Reiz und Reaktion“, weiß Prof. Ingo Froböse, Leiter des Zentrums für Gesundheit. „Deshalb sollten bei der Büroarbeit vielfältige Bewegungsanreize gesetzt werden. Der On ist mit seiner Trimension ein großer Fortschritt für das Bewegungssitzen und ein wichtiger Baustein in einem möglichst ganzheitlichen Arbeitsplatzkonzept, das Körper und Geist aktiviert“, ergänzt Froböse. Von daher gilt: Ein Bürostuhl, der zu vielfältigen und häufigen Bewegungen im Sitzen aktiviert, tut gut – und er rechnet sich. Das kann noch gesteigert werden, wenn weitere Gelegenheiten zur Aktivierung des Körpers im Büro genutzt werden.

www.wilkhahn.de

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